MAX FALLER
1927 - 2012
DU BIST DA: der geboren wurde, der ein menschliches Leben durchlebte und durchlitten hat mit seinen großen und kleinen Stunden, mit seinen Freuden und Tränen, mit seinem langen und grauen Alltag und seinen hohen Augenblicken.
Karl Rahner
& Texte von Karl Rahner
Kreuzweg in Fürstenried
1
Wenn der Himmel verschlossen und bleiern zu sein scheint, selbst wenn das tödliche Schweigen Gottes mich begräbt, selbst wenn Glaube und Liebe in meinem Herzen tot zu sein scheinen, selbst wenn der Mund Gebetworte stammelt, die dem zermalmten Herzen wie Lügen klingen, dann bete durch Deine Gnade noch in mir die kalte Verzweiflung, die mein Herz töten will, ein Bekenntnis zu Deiner Liebe. Dann ist alles versenkt in Deine Todesangst am Ölberg und von ihr umschlossen.
Karl Rahner
2
Alles gibst Du ihm, der Dir alles gab. Alles legst Du ohne Sicherung und Vorbehalt in die Händen Deines Vaters. Ach, es ist viel, und es ist schwer und bitter. Aber jetzt ist das Tragen vorbei. Denn jetzt darfst Du alles und Dich selbst in die Hände des Vaterslegen. Alles. Diese Hände tragen so gut und so zart. Wie Mutterhände. Sie umfassen Deine Seele, wie man einen kleinen Vogel behutsam und liebend in den Händen einschließt.
Karl Rahner
3
Denn was in einem menschlichen Leben vergeht, ist bloß der äußere Vorgang. Aber wenn dieser im Dunkel der nichtigen Vergangebheit versinkt, hat er ein Ewiges geboren, hat er für sein Teil mitgeformt am geistigen Menschen in uns, der Ewugkeit ist. In der vergänglichen Zeit wird in uns etwas, was nicht mehr vergeht, wir sind nicht wie eine Straße, auf der der endlose Zug der Augenblicke einherzieht und die so leer wie vorher ist, wenn diese Augenblicke vorbeigezogen sind; wir sind vielmehr gleich einem Schatzhaus, in dem jeder Augenblick bei seinem Scheiden das hinterläßt, was an ihm ewig war.
Karl Rahner
4
DER KREUZWEG IN MÜNCHEN-FÜRSTENRIED „Der Mensch hat keinen Anspruch auf die Gabe ewigen Lebens und kein Recht zur Beschwerde über sein Sterblichsein. Im Genuß der Selbstheit, den er immer neu bejaht, hat er die Bedingungen anerkannt, unter denen sie dargeboten wird, ja, unter denen allein sie möglich ist; und anstatt ihren Besitz als Rechtstitel für 'Mehr davon' anzusehen, schuldet er vielmehr Dank für die Gewährung der Existenz als solcher - und für das, was überhaupt sie möglich machte. Denn es gibt keine Notwendigkeit, daß überhaupt Welt sei. Warum Etwas ist anstatt Nichts - diese unbeantwortete Frage der Metaphysik sollte davor schützen, Dasein schlechthin als Axiom zu unterstellen und dann seine Endlichkeit als angefallenen Makel oder als Kürzung seines Rechts. Vielmehr ist die Tatsache von Dasein überhaupt das Mysterium der Mysterien - das unser Mythus im Symbol zu spiegeln versuchte. Verzichtend auf seine Unverletzlichkeit erlaubte der ewige Grund der Welt, zu sein. Dieser Selbstverneinung schuldet alle Kreatur ihr Dasein und hat mit ihm empfangen, was es von Jenseits zu empfangen gab." Hans Jonas - Zwischen Nichts und Ewigkeit - S. 60
Denn seit ER niedergefahren in das Unterste, gibt es keinen Abgrund des Daseins mehr, in den hineingestürzt man nicht das ewige Leben auf seinem Grund finden könnte. Denn also steht geschrieben: der hinabstieg, ist auch der über alle Himmel hinaufstieg, um das All zu erfüllen.
5
VERURTEILT UND AUSGELIEFERT
Jesus wird zum Tode verurteilt Ich nehme wahr, dass vor 2000 Jahren ein Mensch vor Gericht stand, der zum Tode verurteilt wurde. Was empfand, was dachte Er in diesen Augenblicken? Was bewog Pilatus, das Urteil so zu sprechen? Was veranlasste die Menschen aus Jerusalem, seinen Tod zu fordern? Was bedeutet mir dieses Geschehen, was empfinde ich heute, bei der Vertiefung in dieses Geschehen? Wie kann ER, den er seinen Vater nannte, dieses Geschehen in seine gute Schöpfung integrieren. Nachtgedanken: ER ist in allen Augenblicken, in allem was der Fall ist, in allem was ich bin, in meinem Empfinden, Denken und Tun. ER der alles Sein bedingt, auch die Freiheit meiner Entscheidungen, auch der Entscheidungen zum Bösen. ER wird alle Augenblicke in sich einbeziehen und daraus ein raumzeitloses „Bild“ zusammenfügen und dabei alles, was die Augenblicke bedingte, und auch alles, was sich aus den Augenblicken an Bedingendem noch ergeben wird, einbeziehen. ER löst das Bedingende in sein unbedingtes Sein auf. Was wird in das jenseitige „Bild“ aufgenommen, was wird aus dem Bild gelöscht? Was bedeutet dies für mich? Was ist vom Menschen Jesus in das „Bild“ eingewoben? Der erkennbare Christus? Gibt es einen Kern im Knoten des Seins, der die Schuld aufschließt? Wirft mein Leiden einen Schatten bis in den verantwortlichen Weltgrund hinein? Für was können wir Staubkörnchen im unermeßlichen Geschehen eigentlich belangt werden? Wer ist eigentlich schuldig?
I.
6
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
II.
GEDRÜCKT UND BESCHÄMT
Wir tragen Tag für Tag unsere Lasten mit uns herum und können ihnen nicht entfliehen. In die Erde drücken mich die Lasten und erst wenn ich und Last im Boden versinken, wird sie leicht, so leicht dass ich sie vergesse. Hat Er gelitten unter der Last? Ja Er verlor das Gleichgewicht und ER kam nicht um zu helfen. Für welche Schuld diese Last. Für mich, 2000 Jahre später? Nicht für meine Schuld, für meine Hoffnung auf ihn, der ER rechtfertigt!
7
Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
18