KATEGORIEN (K)
1861 - 1947
ALFRED NORTH WHITEHEAD
METAPHYSIK
15. Februar 1861 - 30. Dezember 1947
WHITEHEADSCHE
KOSMOLOGIE
PHILOSOPHISCHE
/
UMFASSENDES IDEENSCHEMA ,
das alle bisherigen und noch möglichen menschlichen Erfahrungsbereiche umfasst
umfassend - überwölbelnd - durchdringend - durchscheinend
NATURWISSENSCHAFTEN
GEISTESWISSENSCHAFTEN
ÄSTHETIK
POLITIK / INSTITUTIONEN
Innere Verbundenheit der Erfahrungsbereiche
KATEGORIEN / PRINZIPIEN
Hilfsmittel um jede Art von Erfahrung zu interpretieren
RATIONAL
LOGISCH
KOHÄRENT (ZUSAMMENHÄNGEND)
WIDERSPRUCHSFREI
EMPIRISCH
ERFAHRUNGSBEZOGEN
ADÄQUAT
Eine
Metaphysik
ist
eine
Beschreibung.
Ihre
Diskussion
mit
dem
Ziel,
ihre
Genauigkeit
aufzuklären,
ist
notwendig,
aber
sie
bleibt
der
Beschreibung
äußerlich.
Die
Kriterien
der
Genauigkeit
sind
logische
Kohärenz,
Adäquanz
und
Exemplifikation.
Eine
metaphysische
Beschreibung
hat
ihren
Ursprung
in
einem
gewählten
Interessengebiet.
Sie
wird
dadurch
bestätigt,
daß
sie
sich
als
angemessen
und
als
in
anderen Interessengebieten exemplifiziert ausweist.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 69
Whitehead
verweigert
sich
der
Trennung
von
Geistes-
und
Naturwissenschaften
und
wurde
damit
anregender
Bezugspunkt
für
die
unterschiedlichsten
Disziplinen,
von
der
Religionsphilosophie
über
die
Theologie
(Prozeßtheologie)
bis
hin
zur
Biologie
und
Ökologie.
Witheheads Denken enthält im Überfluß was menschliche Denken und Handeln weiterbringt:
»Metaphern, die stumm auf ein Überspringen der Phantasie warten.«
Kategorien sollen Aspekte der traditionellen
Metaphysik als auch der Naturwissenschaften
umfassen.
Traditionell besteht ein Vorrang der
Beständigkeit des Seins gegenüber seiner
Veränderlichkeit.
Whitehead:
Das Sein ist grundsätzlich vom Werden
bestimmt. Der Prozess ist das Urprinzip des
Wirklichen.
1861 - 1947
K. des ELEMENTAREN
K. der EXISTENZ
Die Klassen und Zusammenhänge
der aktualen Entitäten vom
einfachsten Seienden bis zu Gott
K. der ERKLÄRUNG
Beschreibung der
Elementarereignisse
Kategoriale BEDINGUNGEN
(Verbindlichkeiten)
im Möglichkeitsraum
von Werden und Vergehen
Aus der Vielheit der im Universum
bestehenden Entitäten werden neue
Einheiten entfaltet, die die Vielfalt
der Entitäten um neue Elemente
vermehren.
Kreativität ist der allgemeinste
Begriff, mit der Wirklichkeit
beschrieben werden kann. Sie ist
keine Entität und existiert nur,
insofern sie sich in einzelnen
Entitäten manifestiert.
Kreativität ist reine Aktivität, die
nicht weiter charakterisiert werden
kann. Sie stellt das oberste Prinzip
der Ordung und das alles
Existierende verbindende Element
dar.
KREATIVITÄT
KREATIVITÄT
VIELES
ALFRED NORTH WHITEHEAD
KATEGORIEN
EINES
Das
Kategoriensystem
dient
dazu,
die
Einzelphänomene
der
Wirklichkeit
im
Gesamtzusammenhang
der
Natur
zu
interpretieren.
Die
»Einzelwesen«
stehen
in
den
unterschiedlichsten,
sich
gegenseitig
beeinflussenden
Relationen
zueinander
und
stellen
im
Prozeß
der
Realität
immer
neue
und
nicht
vorhersehbare
Beziehungen untereinander her.
Jede Erklärung sollte
ein spezifischer Fall von Kategorien
der Erklärung sein.
Jedes Einzelwesen sollte
ein spezifischer Fall einer Kategorie
der Existenz sein.
Jede Bedingung sollte
ein spezifischer Fall der
kategorialen Verbindlichkeiten sein.
Einzigartigkeit eines Einzelwesens
Trennend Verschiedenheit
KATEGORIEN DER
Aktuale ENTITÄTEN (oder Geschehnisse) sind die der
Kreativität zugrundeliegenden Prozesseinheiten. Sie sind
die nicht weiter hintergebaren Fakten der Wirklichkeit.
Für jede aktuale Entität (vom einfachsten Seienden bis
zu Gott) gilt dasselbe Seinsprinzip. Alles was wirklich
ist, muss eine aktuale Entität sein. Unterschiede gibt es
hinsichtlich ihrer Bedeutung und Funktion.
Die Gegenstände des Alltags im Makro- und Mesokosmos
sind Gemeinschaften von aktualen Entitäten.
EXISTENZ
AKTUALE ENTITÄTEN
Jede aktuale ENTITÄT steht selbst wieder als Wirk- und
Zweckursache für werdende Entitäten zur Verfügung.
IMMANENTE VERWOBENHEIT DES UNIVERSUMS
PHILOSOPHY OF ORGANISM
Indras Netz,
ein unendliches Netz bei dem an jedem Kreuzungspunkt sich ein
Juwel befindet, das alle anderen Juwelen im Netz reflektiert. Eine
Veränderung in einem Juwel bedeutet eine Änderung in jedem
anderen Juwel.
Das Wirkliche setzt sich nicht aus träger, empfindungsloser
Materie zusammen, sondern aus „wirklichen Einzelwesen“
(actual entities). Sie sind die letzten realen Dinge, aus denen
die Wirklichkeit zusammengesetzt ist. Eine aktuale Entität
ereignet sich, sie geschieht als Prozeß.
Gott ist ebenso ein wirkliches Einzelwesen wie ein Mensch, eine
Zelle oder ein Elektron. Man kann das Einzelwesen nicht aus ihrer
Umgebung herauslösen, ohne ihr innerstes Wesen zu zerstören. Ein
Elektron bedarf des positiven und negativen Erfassens anderer
Elementarteilchen, d.h. anderer Einzelwesen. Nur durch das
Vorhandensein anderer Einzelwesen kann sich der auf dem
Erfassen fußende Prozess eines anderen Einzelwesens realisieren.
Der Kosmos konstituiert sich aus Prozessen, nicht aus trägen
Substanzen.
Im wirkliches Einzelwesen ereignet sich ein Ineinandergreifen
der untrennbaren physischen und geistigen Pole. Die
Wirklichkeit zeigt aber auch eine graduelle Ordnung. Größeres
Bewußtsein ergibt sich mit zunehmender Kompexität.
“Die [Menschen] sind die primären Einheiten der tatsächlichen
Gemeinschaft – und die Gemeinschaft setzt sich aus den Einheiten
zusammen. Jede Einheit hat jedoch einen Bezug zu jedem anderen
Mitglied der Gemeinschaft, so dass jede Einheit ein Mikrokosmos ist,
der in sich das gesamte allumfassende Universum darstellt.“
Whitehead, Body and Spirit” 1926
ZEITLOSE GEGENSTÄNDE - REINE POTENTIALE
WIRKLICHE EINZELWESEN (AKTUALE ENTITÄTEN - EREIGNISSE) - LETZTE REALITÄTEN
Erfasste Informationen, oder
konkrete Tasachen des
Bezogenseins
Nexūs (Plural von Nexus),
oder öffentliche Sachverhalte
Gruppierung von wirklichen
Ereignissen
Subjektive Formen,
oder private Sachverhalte
Aussagen, oder Sachverhalte
in potentieller Bestimmung
oder unreine Potentiale für die
spezifische Bestmmung von
Sachverhalten, oder Theorien
Vielheiten, oder reine
Getrenntheiten von
verschiedenen
Einzelwesen
Kontraste, oder Arten
der Synthese von Einzel-
wesen in einem Erfassen,
oder in Muster angeordnete
Einzelwesen
vorläufigen Charakter
mit extremer
Entgültigkeit
mit extremer
Entgültigkeit
WIRKLICHE EINZELWESEN
Die konkretesten Elemente der Welt
Aufbau komplexer Formen
im geschichtlichen Prozess
Der Natur innewohnende
Dynamik
Steigerung der Intensität
der Einzelwesen im
evolutionären Prozess,
im gegenseitige Erfassen
(Prehensionen)
und Beeinflussen.
Passive, rein physikalisch, kausale Wirkungen,
Produkte der Umweltbedingungen
Komplexe ineinander greifende „Erfahrungströpfchen“
Geistigen Pol der teleologischen Gründe
Netz
aus Einzelwesen
KATEGORIEN DER
ERKLÄRUNG
Die wirkliche Welt ist ein Prozeß,
ein Werden von wirklichen Einzelwesen
(Geschöpfe - „wirkliche Ereignisse“).
Im Werden wird die reale Einheit von Einzelwesen
erreicht, die sich vorher im Zustand trennender
Verschiedenheit befanden.
Im Werden entstehen neu erfasste Informationen,
Nexūs, subjektive Formen, Aussagen,
Vielheiten, Kontraste, jedoch keine
neuen zeitlosen Gegenstände.
In jedem „Seiende“ ist das Potential für
jedes „Werdende“ gegeben um sich zu
einer Wirklichkeit zu konkretisieren.
Die zeitlosen Gegenstände sind für alle
wirklichen Einzelwesen gleich. Der Nexus
von ihnen in dem konkretisierten
Universum ist die „wirkliche Welt“.
Jedes Einzelwesen wird tatsächlich
nur auf eine Weise so einbezogen,
dass seine bedingte Unbestimmtheit in der
realen Konkretisierung bestimmt wird
(„reale Potentionalität“).
Ein zeitloser Gegenstand kann nur mit Hilfe seiner
Potentialität des „Eintretens“ in das Werden
wirklicher Einzelwesen beschrieben werden.
KATEGORIEN DER
Beide spielen eine zentrale Rolle in der
KONKRESZENZ.
Entitäten sind ohne die ewigen Gegenstände nicht
denkbar, denn sonst fehlen dem Wirklichen seine
Bestimmugsform.Auch die ewigen Gegenstände sind
nicht völlig losgelöst von den aktualen Entitäten.
Kategorien der Existenz benennen als Klasse des
Seienden die Grundelemente der Realität.
Hierzu gehören:
Wirklichen Einzelwesen bzw. wirklichen Ereignisse,
Relationen bzw. Informationen,
Zusammenhänge (Nexus),
Formen,
Kontraste,
Zeitlose Gegenstände als reine Potenziale
Zwischen der Kategorie der letzten Realitäten
(Aktuale Entitäten) und der ewigen
Gegenstände bilden die subjektiven Ziele die
vermittelnde Kategorie der PROPOSITIONEN.
Sie sind weder reine Möglichkeit noch reine
Wirklichkeit (propositionale Einheit).
Die subjektive Einheit ist auf der Suche nach
ihrem Wahrheitswert.
Im Laufe der KONKRESZENZ wird die
propositionale Einheit durch die reale Einheit
des Subjekts abgelöst, da es zur Verwirklichung
gewisser Möglichkeiten kommt. Die
Hauptfunktion der Proposition ist es als Anreiz
zur Verwirklichkung der Möglichkeiten zu
gelangen.
Aktuale Entitäten - Ewige Gegenstände (eternal objects)
Durch die "ewige Gegenstände" erhalten die
aktualen Entitäten die "universalen" Bestimmungen.
Eternal objects gehen in die aktualen Entitäten ein
und sind damit auch der temporalen Welt
immanent.
Ein unendlicher kreativer Prozess verlangt nach
einer unerschöpflichen Quelle an reiner
Potentialität. Es muss also unendlich viele ewige
Gegenstände geben, die ihrem Wesen nach als reine
Möglichkeiten zeitlos und unveränderlich sind, so
dass keine neuen ewigen Gegenstände entstehen
können.
Das Gegebene ist die Realisierung einer
Möglichkeit. Das Subjekt entscheidet in Freiheit,
wie das Vorgegebene verarbeitet wird. Die ewigen
Gegenstände sind reine Potentialitäten für die
Wirklichkeit, die in der Konkreszenz verwirklicht
werden können.
Alles Wirklichsein ist Realisierung von
Möglichkeiten in Form von ewigen Gegenständen.
Ewige Gegenstände gehen in die aktuale Entität ein,
aber auch die aktualen Entitäen brauchen die
formalen Bestimmtheiten, um in der Konkreszenz
das zu werden, was sie am Ende sind. Nur wenn
neue Formen eintreten, entsteht auch eine neue
Wirklichkeit. Ohne sie würde die Welt erstarren.
EXISTENZ
DER SCHÖPFERISCHE PROZESS
Die
feste
Erde
überlebt,
weil
der
Kreativität
eine
Ordnung
auferlegt
ist.
In
dieser
komplexen
Ordnung
findet
die
kreative
Energie
Sekunde
für
Sekunde,
.
.
.
Zeitalter
für
Zeitalter
ein
Zentrum
des
Wahrnehmungsvermögens,
welches
das
Universum
zu
einer
Einheit
fokussiert.
Die
feste
Erde
überlebt,
weil
das
Universum
ein
Prozeß
ist,
der
Fälle
eindeutiger
Erfahrung
aus
seinen
eigenen
Elementen
bezieht.
Jeder
dieser
Fälle
umfaßt
das
Ganze,
wobei
nichts
weggelassen
wird,
weder
eine ideelle Form noch eine wirkliche Tatsache.
Der
schöpferische
Prozess
läßt
sich
also
in
jenem
Übergang
erkennen,
durch
den
ein
bereits
wirkliches
Ereignis
in
die
Geburt
eines
anderen
Falles
von
Werterfahrung
eingeht.
Es
gibt
keinen
geradlinigen
einfachen
Übergang
von
Ereignis
zu
Ereignis,
obwohl
eine
Linie
verherrschen
kann.
Die
ganze
Welt
wirkt
zusammen,
um
eine
neue
Schöpfung
hervorzubringen.
Sie
bietet
dem
Schöpfungsprozeß
seine
Gelegenheiten und seine Begrenzungen.
Das
Neue,
das
in
den
abgeleiteten
Fall
eingeht,
ist
die
Information
der
wirklichen
Welt
mit
einer
neuen
Gruppe
von
ideellen
Formen.
Der
Zeitablauf
ist
im
allerwörtlichsten
Sinne
die
Renovierung
der
Welt
mit Ideen.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 85 ff.
Es gibt in der Kreativität nichts, was nicht in die wirkliche Welt fließt.
Auch
Gott,
der
die
Kreativität
mit
seiner
Harmonie
der
Auffassung
bedingt,
fließt
gemäß
einer
Vollkommenheit
der
Ideale
als
moralisches
Urteil in das geistige Geschöpf ein.
Die
Ordnung
der
Welt
ist
kein
Zufall.
Nichts
Wirkliches
könnte
ohne
ein
gewisses
Maß
an
Ordnung
wirklich
sein.
Die
religiöse
Einsicht
ist
das
Ergreifen
dieser
Wahrheit:
Daß
die
Ordnung
der
Welt,
die
Tiefe
der
Realität
der
Welt,
der
Wert
der
Welt
in
ihrer
Ganzheit
und
in
ihren
Teilen,
die
Schönheit
der
Welt,
die
Würze
des
Lebens,
der
Friede
des
Lebens
und
die
Meisterung
des
Übels
alle
zusammenhängen
-
nicht
zufällig,
sondern
aufgrund
dieser
Wahrheit:
daß
das
Universum
eine
Kreativität
mit
unendlicher
Freiheit
und
eine
Sphäre
von
Formen
mit
unbegrenzten
Möglichkeiten
aufweist;
daß
aber
diese
Kreativität
und
diese
Formen
auch
gemeinsam
nicht
in
der
Lage
sind,
Wirklichkeit
zu
erreichen
ohne
die
vollendete
ideelle
Harmonie,
und
diese
Harmonie
ist Gott.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 90
Jede aktuale ENTITÄT steht selbst wieder als Wirk- und
Zweckursache für werdende Entitäten zur Verfügung.
Natur ist ein organisches Beziehungsgefüge
IMMANENTE VERWOBENHEIT DES UNIVERSUMS
MATERIE
GEIST
N
U
T
R
U
B
J
E
K
T
L
I
B
S
E
L
E
Wahrnehmungs-, Erfahrungs- und Erkenntnisprozesse
Ein
„Wahrnehmungsereignis"
konstituiert
nicht
nur
ein
geistiges
Phänomen,
das
der
Natur
irgendwie
gegenübersteht,
sondern
ein
Geschehen in der Natur.
Im
Denken
besteht
die
Gefahr,
dass
wir
das
Empfinden
der
Verbundenheit
aller
„Faktoren"
verlieren
und
meinen,
der
herausgehobene
„Faktor"
sei
eine
für
sich
unabhängige,
substantielle
„Seinsentität"
(entity).
Die
Welt
erscheint
dann
als
Anhäufung
von
unabhängigen
Dingen,
die
sich
nur
mehr
äußerlich im Behälter von Raum und Zeit anstoßen.
Die Natur besteht nicht aus Dingen, sondern wird in Ereignissen und Ereigniszusammenhängen.
Jedes
Ereignis
konstituiert
sich
aus
der
„Wahrnehmung"
anderer
Ereignisse,
die
das
Ereignis
als
die
Beziehungen
eingehen,
aus
denen
das
neue
Ereignis
wird,
was
es
ist.
Die
Natur
besteht
nicht
aus
passiven
Partikeln,
sondern
aus
Organismen,
die
sich
in
ihrer
aktiven
Wahrnehmung
von
Umwelt
selbst konstituieren.
Jedes
Ereignis
hat
eine
materielle
und
eine
geistige
Seite
(dipolar).
Die
Ereignisse,
die
ein
neues
Ereignis
konstituieren,
bilden
seinen
physischen
Pol;
diejenigen
Möglichkeiten,
die
den
Entwicklungsraum
eines
neuen
Ereignisses
darstellen,
seinen
geistigen
Pol.
Beziehungsreiche
Natur
geschieht
als
bewegtes
Beziehungsgefüge
von
werdenden
und
vergehenden
Geschehnissen,
die
Zeit
und
Raum
konstituieren:
der
physische
Pol
nimmt
Vergangenheit
wahr
und
auf,
der
geistige
Pol
Möglichkeiten der Zukunft
.
Alle
Naturereignisse
bilden
einen
Konnex
aus
Kausalität
und
Freiheit,
weil
sie
sich
kausal
aus
ihrer
Vergangenheit
herleiten,
in
ihren
Möglichkeiten
aber
einen
Freiraum
zur
Selbstbestimmung
erhalten.
Natur
ist
ein
kreativer
Prozess,
hat
eine
nicht
durch
Gesetze
rekonstruierbare
Geschichte
und
gebiert
einen nicht determinierbaren Überschuss an Neuheit.
F
R
H
E
I
T
KAUSALITÄ
BEDINGEN - DURCHDRINGEN - HERVORBRINGEN - WERDEN - VERGEHEN - BLEIBEN
DAS VERGEHEN DER ZEIT UND ZUGLEICH DAS WERDEN DES RAUMES
- NATUR ALS EIN ORGANISMUS -Natur als ein kreativer Prozess -
Naturereignisse entstehen aus einer engen Vergnüpfung von Kausalität und Freiheit.
Kausal, weil sie sich aus ihrer Vergangenheit herleiten.
Frei, weil sich für sie Freiräume zur Selbstbestimmung öffnen.
Kreativ, weil sie einen nicht determinierbaren Überschuss an Neuheit gebiert.
Zeit und Raum, Geschichte und Werdeprozesse, Kausalität und
Freiheit, Subjektivität und Objektivität, Qualität und Quantität, Wert und Maß
ergeben sich aus demselben Zusammenhang der Ereignisstruktur von Wirklichkeit.
Geist
und
Materie
stehen
nicht
in
einem
unversöhnter
Gegensatz
zueinander,
sondern
erscheinen
als
abgestuftes
Unterschiedensein
in
der
Organisationsform
von
Organismen,
vom
Mikrokosmos
der
Elementarteilchen
über
die
„Lebendigkeit"
biologischer
Organismen
bis
hin
zu
geistiger
Freiheit
und
Reflexivität
im
menschlichen
Gehirn.
Der
vermeintlich
immaterielle
Geist
ist
essentiell
mit
der
Leiblichkeit verbunden und aus der vermeintlich passive Materie entspringt Kreativität.
1861 - 1947
WIE ENTSTEHT RELIGION
Welche Faktoren in der menschlichen Natur, lassen in ihrem Zusammenwirken eine Religion entstehen?
Mit dem Wandel des Wissens ist unausweichlich ein Wandel der Religion verbunden.
Die Menschheit verändert ihre Haltung gegenüber der Religion ständig.
Religion ist abhängig von der Auffassung jener beständigen Elemente, vermöge derer es in der Welt eine feste Ordnung gibt.
Ohne beständige Elemente kann es keine veränderte Welt geben.
Welche Art der Rechtfertigung ist für den Glauben an religiöse Lehren statthaft?
Unbestrittene Wahrheiten (Lehrsätze)
2+2=4
Bezweifelte Lehrsätze der Religion
Arithmetik wendet man an!
Religiös ist man!
Die oberste religiöse Wahrheit, der sich niemand entziehen kann ist:
Unser Charakter entwickelt sich gemäß unserem Glauben.
Religion ist die Kraft des Glaubens, der die Innerlichkeit reinigt.
Die höchste religiöse Tugend ist daher die Aufrichtigkeit,
eine durchdringende Aufrichtigkeit.
Definition Religion
System von allgemeinen Wahrheiten,
die eine Charakteränderung bewirken,
sofern sie richtig eingehalten und lebhaft aufgefaßt werden.
Religion ist die Kunst und die Theorie des inneren menschlichen Lebens,
sofern es von dem Menschen selbst und
von dem abhängt, was an der Natur der Dinge beständig ist.
Die äußere Lebensführung (Umweltbedingt)
bezieht ihre endgültige Qualität,
auf der ihr Wert beruht vom
inneren Leben
Zwar sind soziale Tatsachen von großer Bedeutung für jede Religion,
weil es etwas wie absolut unabhängige Existenz nicht gibt.
Aber das menschliche Wesen ist bewußt
um seiner selbst willen mit sich allein.
Religion ist das, was das Individuum aus seinem eigenen Solitätsein macht.
3 Phasen der bis zur Erfüllung:
Übergang
von Gott der Leere,
zu Gott, dem Feind,
zu Gott dem Gefährten.
Kollektive Begeisterung, Erweckungsbewegungen, Institutionen,
Kirchen, Bibeln, Verhaltensnormen sind äußere Zeichen von Religion,
ihre vergängliche Formen.
Religion sollte den individuellen Wert des Charakters auftauchen lassen.
Aber Wert ist positiv oder negativ, gut oder schlecht.
Religion ist keineswegs notwendigerweise gut.
Die Tatsache des Bösen zeigt, mit der Textur der Welt verwoben,
daß in der Natur der Dinge eine abwertende Kraft wirksam bleibt.
4 Faktoren wie Religion in der menschlichen Geschichte äußerlich zum Ausdruck kommt.
RITUAL
GEFÜHL
GLAUBE
RATIONALISIERUNG
1861 - 1947
WIE ENTSTEHT RELIGION ?
4 Faktoren wie Religion in der menschlichen Geschichte äußerlich zum AUSDRUCK kommt.
RITUAL
GEFÜHL
GLAUBE
RATIONALISIERUNG
AUSDRUCK
ist
das
äußere
und
sichtbare
Zeichen
einer
inneren
und
spirituellen
Gnade (ein grundlegendes Sakrament).
Der
primäre
Ausdruck,
die
jedes
Individuum
zum
Wissen
aller
beiträgt,
kleidet
sich
hauptsächlich
in
die
Medien
des
Handelns
und
der
Worte,
teilweise
aber
auch
in
das
der
Kunst.
Ihre
Ausdruckskraft
für
andere
ergibt
sich
aus
der
Tatsache,
daß
sie
sich
mit
Hilfe
der
Intuitionen
der
Empfänger
interpretieren
lassen.
Ohne
diese
Interpretation
bleiben
die
Ausdrucksformen
akzidentielle,
irrationale
Vorfälle
der
bloßen
Sinneserfahrung;
kommt
aber
die
Interpretation
hinzu,
dann
erweitert
der
Empfänger
seine
Auffassung
des
geordneten
Universums,
indem
er
in
die
innere
Natur
desjenigen
eindringt,
der
Urheber
des
Ausdrucks
ist.
Es
besteht
dann
eine
Intuitionsgemeinschaft
aufgrund
des
Sakraments
des
Ausdrucks,
das
der
eine
angeboten
und
der
andere
empfangen hat.
Aber
das
ausdrucksvolle
Zeichen
ist
mehr
als
nur
interpretierbar.
Es
ist
kreativ.
Es
lockt
die
Intuition
hervor,
von
der
es
interpretiert
wird.
Es
kann
nicht
hervorlocken,
was
nicht
da
ist.
.
.
.
In
theologischer
Sprache
wirkt
das
Zeichen
ex
opere
operato,
aber
nur im Rahmen der Begrenzung, daß der Empfänger die kreative Wirkung zuläßt.
Es
gibt
in
der
Welt
nur
sehr
wenig
wirklich
originären
Ausdruck.
Damit
meine
ich,
daß
die
meisten
Ausdrucksformen
responsiv
sind,
also
Ausdrucksformen,
die
Intuitionen
ausdrücken,
welche
durch
die
Ausdrucksformen
anderer
hervorgelockt
wurden.
So
sollte
es
auch
sein;
denn
auf
diese
Weise
wird
das,
was
beständig,
wichtig
und weitverbreitet ist,
immer klarer definiert
.
Die
Kulturgeschichte
zeigt,
daß
Originalität
des
Ausdrucks
kein
kontinuierlicher
Entwicklungsprozeß
ist.
Es
gibt
Vorphasen
der
langsamen
Entwicklung.
Schließlich,
wie
von
einem
Funken
elektrisiert,
drücken
ganz
wenige
Personen.
.
.
in
irgendeinem
besonderen
Erfahrungsbereich
ganz
neue
Intuitionen
aus.
Auf
solche
Intuitionen
kann
reagiert
werden,
man
kann
sie
mit
Hilfe
ihrer
Beziehungen
zu
anderen
Ideen
analysieren,
mit
anderen
Erfahrungsformen
verschmelzen,
aber
als
individuelle,
primäre
Intuitionen
innerhalb
ihres
eigenen
Erfahrungsbereichs
sind
sie
nicht
überbietbar.
Die
zweite
Eigentümlichkeit
ist,
daß
ihre
besondere
Originalität
genau
das
Element
in
ihrem
Ausdruck
bildet,
das
nicht
in
Formeln
gepreßt
wird.
Sie
befassen
sich
mit
dem,
was
alle
Menschen
wissen,
und
sie
machen
etwas
Neues
daraus.
Sie
schenken
der
Welt
keine
neue
Formel
und
entdecken
auch
keine
neuen
Tatsachen,
aber
indem
sie
ihre
Weltauffassung
ausdrücken,
lassen
sie
ein
Element
des
Neuen
zurück
-
einen
neuen Ausdruck, der für alle Zeiten die ihm angemessene Reaktion auslöst.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 99 ff.
TRADITIONEN
BUDDHISMUS
CHRISTENTUM
WISSENSCHAFT
Ähnliche moralische Normen
Lähmt eher den Sinn für
aktive Persönlichkeit
Fördert eher den Sinn für
aktive Persönlichkeit
(Wichtigkeit des individuellen Erfahrungssubjekts)
Endliche Wahrheiten
RICHTUNGEN
Rationale Religion
Naturwissenschaften/Analytische Philosophie
Aufklärung/Idealismus
Christliche Dogmatik
Meditative Erfahrung
Philosophien der Achsenzeit
„Das
endgültige
Prinzip
der
Religion
lautet,
daß
in
der
Natur
der
Dinge
eine
Weisheit
liegt,
aus
der
unsere
praktische
Ausrichtung
und
unsere
Möglichkeiten
der
theoretischen
Analyse
von
Tatsachen
hervorgehen.
Sie
stützt
sich
.
.
.
auf
unseren
Erfolg
in
verschiedenen
Einzelwissenschaften
.
.
.
und
auf
unsere
Erkenntnis
der
Unterscheidung
geordneter
Beziehungen,
besonders
in
den
ästhetischen
Wertungen,
die
sich
weit
über
alles
hinaus
erstreckt, was systematisch in Worten ausgedrückt worden ist.“
„Die
Religion
beharrt
darauf,
daß
die
Welt
eine
wechselseitig
abgestimmte
Ordnung von Dingen ist, was im Ergebnis zu ihrem Selbstwert führt.“
„Religionen
begehen
Selbstmord,
wenn
sie
ihre
Inspiration
in
ihren
Dogmen finden.“
Aber
die
Dogmen
sind,
bei
all
ihrer
Wahrheit,
nur
Aspekte
des
Wahren,
die
in
Formen
ausgedrückt
werden,
welche
in
mancher
Hinsicht
zu
viel
behaupten, in anderer Hinsicht das Wesen der Wahrheit verlieren.“
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 107,108
„Obwohl
Dogmen
also
ihr
unabänderliches
Maß
an
Wahrheit
haben,
sind
sie
in
ihren
präzisen
Formen
eng,
begrenzt
und
wandelbar:
letztlich
unwahr,
wenn
sie
jenseits
des
spezifischen
Rahmens
ihrer
Nützlichkeit
angewandt werden.
Ein
System
von
Dogmen
kann
die
Arche
sein,
in
der
die
Kirche
sicher
auf
der
Flutwelle
der
Geschichte
hinabtreibt.
Aber
die
Kirche
wird
Schiffbruch
erleiden,
wenn
sie
nicht
ihr
Fenster
öffnet
und
die
Taube
hinausläßt,
um
nach einem Olivenzweig zu suchen . . . .
Der
Niedergang
von
Christentum
und
Buddhismus
als
bestimmende
Einflüsse
des
modernen
Denkens
beruht
zum
Teil
auf
der
Tatsache,
daß
sich
jede
der
beiden
Religionen
übermäßig
von
der
anderen
abgeschirmt
hat.
Die
selbstgefällige
Pedanterie
der
Gelehrsamkeit
und
die
Blauäugigkeit
unwissender
Zeloten
haben
gemeinsam
dazu
geführt,
daß
sich
beide
Religionen
in
ihren
eigenen
Denkformen
abschotteten.
Anstatt
sich
umeinander
zu
kümmern,
gemeinsam
die
Bedeutungen
zu
vertiefen,
sind sie selbstgefällig und unbefruchtet geblieben.
Beide
haben
unter
dem
Siegeszug
der
dritten
Tradition,
nämlich
der
Wissenschaft,
gelitten,
weil
keine
von
beiden
mehr
über
die
erforderliche
Anpassungsflexibilität verfügte.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 108,109
Die
Welt
ist
gleichzeitig
ein
vergänglicher
Schatten
und
eine
endgültige
Tatsache.
Der
Schatten
geht
über
in
die
Tatsache
und
wird
so
konstitutiv
für
sie;
und
doch liegt die Tatsache dem Schatten voraus.
Dem
wirklichen
Vergehen
wirklicher
Dinge
geht
ein
Himmelreich
voraus,
und
dasselbe
Himmelreich
erlangt
seine
Vervollständigung
durch
den
Vollzug
dieses Übergangs.
Aber
wie
das
Himmelreich
die
natürliche
Welt
transzendiert,
so
transzendiert
diese
Welt
das
Himmelreich.
Denn
die
Welt
ist
schlecht,
und
das
Reich
ist
gut.
Das Reich ist in der Welt und doch nicht von dieser Welt.
Die
wirkliche
Welt,
die
Welt
des
Erfahrens,
des
Denkens
und
der
physischen
Aktivität,
ist
eine
Gemeinschaft
aus
vielen
verschiedenen
Einzelwesen;
und
diese
Einzelwesen
tragen
etwas
zum
gemeinsamen
Wert
der
gesamten
Gemeinschaft
bei
oder
schaden
ihm.
Gleichzeitig
sind
diese
wirklichen
Einzelwesen
selbst
ihr
eigener
Wert
für
sich,
sie
sind
individuell
und
voneinander
trennbar.
Sie
tragen
zum
gemeinsamen
Vorrat
bei
und
leiden
doch für sich. Die Welt ist eine Bühne des Solitärseins in der Gemeinschaft.
Die
Individualität
der
Einzelwesen
ist
ebenso
wichtig
wie
ihre
Gemeinschaft.
Das Thema der Religion ist Individualität in der Gemeinschaft.
Whithead - Wie entsteht Religion? - S. 68
WELT
Als „subjektives Ziel“ bezeichnet Whitehead die Finalursache eines
wirklichen Einzelwesens. Diese bestimmt zusammen mit den
Erfassungen der reinen Daten als Wirkursache die Form des wirklichen
Einzelwesens. Das subjektive Ziel bildet den Charakter des wirklichen
Einzelwesens und kann somit nicht durch dieses selbst bestimmt sein.
Um die Konsistenz des metaphysischen Ansatzes zu wahren, muss das
Ideal jedes subjektiven Zieles demnach außerhalb liegen, wobei
wiederum nur ein weiteres wirkliches Einzelwesen in Betracht kommt.
Dieses spezielle wirkliche Einzelwesen muss alle Möglichkeiten zeitloser
Gegenstände in sich vereinen und ebenso in die (begriffliche) Erfassung
jedes anderen wirklichen Einzelwesens eingehen. Seine Existenz und
Charakterisierung ist somit eine direkte Folge der ontologischen Struktur
der organismischen Philosophie. Whitehead nennt dieses wirkliche
Einzelwesen Gott.
Gott umfasst somit alle zeitlosen Objekte und ermöglicht so eine Ordnung
im Werden. Gleichzeitig geht er aber auch als wirkliches Einzelwesen in
jede konkrete Erfahrung ein. Er ist damit bei Whitehead sowohl
immanent als auch transzendent;
transzendent als die Gesamtheit der Möglichkeiten, die den
Wirklichkeiten gegenübergestellt sind, immanent als Teilhabe am Prozess
der Wirklichkeit.
Somit ändert sich Gott auch, indem er auf die Wirklichkeit bzw. die
realisierte Auswahl der Möglichkeiten reagiert. Der Gott Whiteheads ist
somit ein werdender Gott. Insofern gibt er auch keine finale Ordnung vor,
sondern nur Ideale in einem pulsierenden Universum, in dem Ordnung
und Chaos, Werden und Vergehen die wirkliche Natur ausmachen. Und
Gottes Macht ist die Macht der Überredung, nicht des deterministischen
Zwanges.
Das „subjektive Ziel“ der wirklichen Einzelwesen ist von Gott
beeinflusst, aber nicht bestimmt. Somit gibt es bei Whitehead auch kein
eigenständiges göttliches Prinzip. Dieser Umstand wird oft als einer der
wichtigsten Unterschiede zu konventionell theologischen Gottesbegriffen
angesehen.
Quelle: Wikipedia
GOTT
POET DER WELT
DER GRUNDLOSE GRUND FÜR DEN WELTPROZESS
TRANSZENDENZ
Grenzen der Rationalität
Unbegrenzte
Möglichkeiten
VERHÄLTNIS GOTT - WELT / WELT - GOTT
Panthetismus
Klassischer, platonisch/aristotelischer Theismus
Monismus
Panentheismus
Atheismus
Der dreifaltige kreativen Akt
(threefold creative act)
1. Der Akt der einen unendlichen
konzeptionellen Realisierung.
2. Die vielfältige Solidarität freier physischer
Realisierungen in der zeitlichen Welt.
3. Die letztendlichen Einheit der Vielfalt
wirklicher Fakten mit dem ursprünglichen
konzeptionellen Faktum.
Die Vermittlung des ersten mit dem dritten Akt
ist geprägt durch die Geduld Gottes, „die den
Aufruhr der dazwischenliegenden Welt durch die
Vervollkommnung mit seiner eigenen Natur
zärtlich rettet. „Die schiere Kraft der Dinge liegt
im dazwischenliegenden physischen Prozess:
das ist die Energie physischer Produktion.
Gottes Rolle ist nicht der Kampf produktiver
Kraft mit produktiver Kraft oder destruktiver
Kraft mit destruktiver Kraft; sie liegt in der
geduldigen Ausübung der überwältigenden
Rationalität seiner konzeptionellen
Harmonisierung. Gott schafft nicht die Welt; er
rettet sie: oder genauer, er ist der Poet der
Welt, sie mit zärtlicher Geduld durch seine
Vision von Wahrheit, Schönheit und Güte
leitend."
(„Process and Reality“ - S. 346)
Die
Entstehung
von
Gewalt
in
der
Religion
wird
durch
ihre
Verquickung
mit
politisch-nationalistischen
Strömungen,
wegen
der
„morbiden
Übertreibung
von
nationalem
Selbst-Bewusstsein",
wegen
der
(damit
verbundenen)
„dogmatischen
Intoleranz"
ihrer
Lehren
und
vor
allem:
der
Entstehung
eines
simplen
Konzepts
einer
weltjenseitigen,
willkürlichen
Transzendenz
Gottes
hervorgerufen.
Der
ontotheologische,
nicht-relationale
Substantialismus
in
Politik,
Religion
und
Theologie
verwandelte
das
„Evangelium
der
Liebe"
in
ein
„Evangelium
der
Angst"
und
Gott
in
ein
„erschreckendes"
Konzept,
das
nur der Untermauerung der Macht seiner Vertreter dient.
Als
das
Christentum
in
der
westlichen
Welt
akzeptiert
wurde,
„eroberte
Caesar"
und
die
von
„seinen
Anwälten"
entworfene
Theologie
der
politischen
Legitimation
von
herrschaftlicher
Gewalt
das
Feld.
Die
„tiefere
Idolatrie",
die
in
ihr
steckt,
war,
dass
sie
Gott
„nach
dem
Bild
der
ägyptischen,
persischen
und
römischen
imperialen
Herrscher
gestaltete:
„Die Kirche trat die Attribute, die alleine Caesar gehörten, an Gott ab".
So
konnte
Gott
in
der
dreifachen
Gestalt
des
„imperialen
Herrschers",
der
„Personifikation
moralischer
Energie"
und
als
„letztendliches
metaphysisches Prinzip" erscheinen.
Das
Christentum
habe
in
seiner
Theologie
die
herrschaftliche
Analogie
übernommen,
in
der
Gott
zur
ganzen
Welt
„in
derselben
Relation
steht
...
wie
frühe
ägyptische
oder
mesopotamische
Könige
zu
deren
beherrschtem
Volk".
Das
daraus
resultierende
onto-theologische
Konzept
von
Gott
als
„eine
absolute,
omnipotente,
allwissende
Quelle
allen
Seins,
die
für
ihre
eigene
Existenz
keiner
Relation
jenseits
ihrer
selbst
bedarf",
war
eine
Gewaltapotheose,
eine
„Sublimierung
ihres
barbarischen Ursprungs".
Die
Prozesstheologie
folgt
dieser
Dekonstruktion
der
Onto-Theologie
als
Ausdruck
struktureller
Gewalt:
Kaum
ein
prozesstheologischer
Entwurf,
der
sich
nicht
gegen
die
organisierte
Fundierung
von
Willkürmacht
und
die
Gewalt
der
Unterdrückung
richtet,
die
archetypisch
in
jenem
Gotteskonzept
steckt,
das
sich
der
Gestalt
des
„transzendenten
Schöpfers"
folgt,
und
die
dagegen
nicht
eine
Theologie
der
Gewaltlosigkeit
in
der
Gegenmetapher
der
theopoetischen
Differenz
formuliert hätte.
Whitehead
kennt
vor
allem
drei
Ressourcen
für
eine
theopoetische
Dekonstruktion
des
ontotheologischen,
nicht-relationalen
Gewaltregimes:
eine
philosophische
-
die
platonische
Konzeption
Gottes
als
ideelle
Kraft
-‚
eine
religiöse
-
die
Person
und
Botschaft
Jesu
-‚
und
eine
theologische
-
die
altchristliche
Trinitätslehre.
Alle
drei
Momente
erschließen
jene
relationalen
Kategorien,
die
eine
gewalt-kritische
Schöpfungstheologie auszeichnen sollten:
Whitehead
sah
in
der
Gestalt
Jesu
nicht
weniger
als
die
religiöse
Erfüllung
eines
gewaltlosen
Gottes
und
eine
konkrete
Kritik
jedes
Gewaltanspruchs
jenseits
hingebender
Liebe.
In
Zentrum
von
Jesu
Geschick
standen
die
Auseinandersetzung
mit
illegitimer
Gewalt
und
die
Reaktion
auf
diese
Gewalt:
das
Erleiden
von
Gewalt
und
die
Macht
der
Liebe.
Seine
Botschaft
war
„Friede,
Liebe
und
Mit-
Leiden".
Wenn
die
Essenz
des
Christentums
in
nichts
anderem
besteht
als
darin,
dass
das
„Leben
Christi
die
Offenbarung
der
Natur
Gottes
und
seines
Wirkens
in
der
Welt"
ist,
dann
gehört
es
nicht
in
die
drei
onto-theologischen
Traditionen
vom
„herrschenden
Caesar,
dem
unbarmherzigen
Moralisten
und
dem
unbewegten
Beweger",
sondern
baut
„auf
die
zarten
Elemente
in
der
Welt,
die
langsam
und
in
Stille
durch
Liebe
handeln.
In
Jesus
manifestiert
sich
die
Natur Gottes als Liebe, und Gottes Handeln ist durch sie bestimmt.
Die gewaltfreie Kraft der überzeugenden Idee, der Gewaltverzicht
zärtlicher Liebe und die Gewaltabwehr kommunikativer Immanenz
bestimmen Whiteheads Verständnis von Gottes Schöpfungsmacht:
Sie offenbaren Gottes Wesen (Kommunikation) und Natur
(Konkreszenz) als Ausdruck einer Notwendigkeit. Gott
„entscheidet" nicht, auf Gewalt zu verzichten, nicht zu herrschen;
Gott ist prinzipiell nicht-herrschend, nicht-gewalttätig, nicht-
zwingend.
JESUS
RELIGION & GEWALT
Eigene Zeichnung 1981
FOLGENATUR
URNATUR
EREIGNISSE
(logos - eros)
(pneuma)
pleroma Christus
Jesus
vergangene
- göttliche Selbst-Transzendenz als selbstlose Liebe
- Selbst-Offenbarung der Natur Gottes
- Inkarnation um die Verweigerung der Beziehung zu Gott
(Sünde) aufzubrechen ohne Zwang
in Form von Glaube und Umkehr
- Aufbrechen des gewalttätigen Kreislaufs des
sündigen Selbstbesitzes (agape)
Jesus als Person
- verwandelt in Selbst-Transzendenz
die anfänglichen Ziele seines Nexus
- in subjektive Ziele seines „Sohn-Seins“,
- unterbricht das Kontinuum der Sünde,
- manifestiert den Logos als erlösende
Ereignis des anfänglichen Ziels
SUPERJEKTIVE NATUR
zukünftige
EREIGNISSE
„ZEIT“ IN GOTT
GESCHEHEN IN DER ZEIT
ZEIT IN DER WELT
KREATIVITÄT
Geschöpfliche Zeit
In der Welt wirkt die Vergangenheit auf die Gegenwart eines Ereignisses, um
darin eine Zukunft zu finden.
Die äußere physikalische Zeit schlägt in die Innere der Mentalität um.
Schöpferische Zeit
Gott ist Quelle der Zeit
Gott ist Entgrenzung der Zeit
Gott ist Ziel der Zeit.
In Gott wirkt die Zukunft in die Vergangenheit um in Gottes Folgenatur
hinein zu vergehen.
Die „Zeit in Gott“ schlägt in die „Welt-Zeit“ um, doch
er nimmt zugleich die Welt immerwährend in seine „Zeit“ auf.
Gott geht den Ereignissen in der Welt bis in ihr Vergehen nach, um sie in
seine „Gegenwart" hinein zu retten.
UNSTERBLICHKEIT
„In
der
prozessphilosophischen
Konzeption
der
Seele,
in
der
sich
die
Seele
als
personaler
lebender
Strang
von
Ereignissen
darstellt,
scheint
es
zumindest
denkbar,
dass
abgeschlossene
Augenblicke
wieder
reaktuiert
werden,
ohne
dass
der
gegenwärtige
Bewusstseinsakt
davon
eine
Erfahrung haben müsste.“
„In
der
zeitlichen
Welt
erfahren
wir
nach
Whitehead
ja
nur
die
Urnatur
Gottes
als
Inbegriff
der
Möglichkeiten
zur
Bestimmung
einer
aktualen
Entität,
während
unser
Bewußtsein
keine
Erfahrung
von
der
Folgenatur
hat,
in
der
ja
dann die in der Welt vergangenen Bewusstseinsprozesse aufgehoben sind.“
Müller, Tobias - Gott, Welt, Kreativität - S. 280
SEELE
Gott ist der ideale Begleiter.
Er verwandelt das, was verloren war,
in seiner eigenen Natur
in ein lebendiges Geschehen.
Gott ist der „Spiegel,
der jedem Geschöpf
seine eigene Größe enthüllt.
KONKRESZENZ
Bezeichnet den Aktualisierungsprozess einer
aktualen Entität.
Durch den mentalen Pol erhält die aktuale
Entität ihre finalursächliche Bestimmtheit.
Gott gilt als der unbedingte
Ermöglichungsgrund.
ENTITÄT
Zum einen bezeichnet [der Grundbegriff]
etwas, das existiert, ein Seiendes, einen
konkreten oder abstrakten Gegenstand. In
diesem Sinn wird der Begriff der Entität
in der Regel als Sammelbegriff verwendet,
um so unterschiedliche Gegenstände wie
Dinge, Eigenschaften, Relationen,
Sachverhalte oder Ereignisse auf einmal
anzusprechen. Dies ist die im
zeitgenössischen Sprachgebrauch gängige
Verwendung.
Quelle: Wikipedia
PREHENSIONEN
Positive Prehensionen (Fühlungen).
Physischer Pol:
Das Fühlen verobjektivierter Entitäten wird auch
physische Fühlungen genannt. Mit ihnen fließen die
wirkursächlichen Daten der Welt in das Subjekt ein.
Mentaler Pol:
Die finale Ausrichtung auf ein subjektives Ziel - auf
einen einfachen oder komplexen Gegenstand - wird
"begriffliches Fühlen" (conceptual prehensions)
genannt.
Keiner aktualen Entität fehlt einer dieser Pole.
Jeder Wirklichkeit hat eine Beziehung zu beiden Polen.
Der Übergang vom anorganischesn zum bewußten
Leben geschieht graduell in die Entitäten.
Die fortschreitende Integration zu einer komplexen
Fühlung wird erreicht, indem das subjektive Ziel die
subjektiven Formen so abstimmt, dass am Ende das
angezielte Superjekt entsteht.
BEGRIFFE
Die
abstrahierende
Begriffsbildung
ist
der
Versuch,
in
der
ungeheuren
Komplexität
der
Wirklichkeit
konkrete
Tatsachen
auszumachen.
Sie
ermöglicht
es
Zusammenhänge
herzustellen
und
neue
Wirklichkeiten
zu
denken.
Sie
können
Orientierung
geben
für
menschliches
Handeln
und
damit
in
den
Prozeß
der
Geschichte
einwirken.
Aber
auch
sie
unterliegen
der
Prozeßhaftigkeit.
DIE PHILOSOPHISCHE GOTTESFRAGE
„Auf
hohem
Niveau
vollzieht
sich
diese
Wiederkehr
der
philosophischen
Kosmologie
in
der
durch
A.
N.
Whithead
grundgelegten
Process
Philosophy'und
den
an
sie
heute
anschließenden
Prozess-Theologien.
Der
entscheidende
Gedanke,
der
auch
den
kritischen
Unterschied
zur
klassischen
Metaphysik
und
Gotteslehre
von
Aristoteles
bis
Thomas
ausmacht,
ist,
dass
in
dieser
Konzeption
die
Ursache
vom
Verursachten
nicht
unberührt
bleibt,
dieses
auf
jenes
zurückwirkt
und
so
die
Ursache
kraft
ihres
Verursachens
sich
selbst
in
eine
es
verändernde
Geschichte
verstrickt.
Das
erlaubt
dann,
in
der
Perspektive
philosophischer
Theologie
von
einem
In-Sein
der
Dinge
in
Gott
zu
sprechen,
ohne
die
Differenz
zwischen
beiden
einzubeziehen.
Der
ganze
Komplex
wird
in
jüngster
Zeit
unter
dem
aus
der
protestantischen
Theologie
des
19.
Jahrhunderts
stammenden
Titel
des
„Panentheismus"
diskutiert
und
scheint
mir
ein
besonders
aussichtsreicher
Beitrag
im derzeitigen Streit um Gottesbilder zu sein.“
Klaus Müller - Glauben-Fragen-Denken, Band I. S. 296
EINORDNUNGEN
LITERATUR
Rohmer, Stascha: Whiteheads Synthese von Kreativität und Rationalität. Freiburg 2000.
Hampe, Michael: Alfred North Whitehead. München 1998.
Hauskeller, Michael: Alfred North Whitehead zur Einführung. Hamburg 1994.
Holzhey, Helmut u.a. (Hg.): Natur, Subjektivität, Gott. Zur Prozeßphilosophie Alfred N.
Whiteheads. Frankfurt am Main 1990.
Wolf-Gazo, Ernest (Hg.): Whitehead. Einführung in seine Kosmologie. Freiburg/München 1980.
Cobb, John/Griffin, David R.: Prozeßtheologie. Eine einführende Darstellung. Göttingen 1979.