TUGENDEN KLUGHEIT
MAß
GERECHTIGKEIT
TAPFERKEIT
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Klugheit      Maß     Gerechtigkeit     Tapferkeit
Die maßgebenden Kardinaltugenden Das Tor zum Leben braucht intakte Angeln damit es schwingen kann um mir immer wieder Blicke in eine maßlose Ferne, in ein losgelöstes Maß freizugeben. Die vier Kardinaltugenden, Klugheit/Weisheit (prudentia/sapientia), Gerechtigkeit (iustitia). Tapferkeit (fortitudo) und vor allem die Mäßigung, das richtige Maß, die TEMPERANTIA, sind für mich Dreh- und Angelpunkte um mich zurechtzufinden. Sind diese Tugenden eingerostet, defekt, verklemmt, dann ist der Blick auf das geschlossene Tor eine Grenze, die einschränkt. Sind aber die Angeln gut geölt, lässt sich das Tor öffnen und gibt den Horizont frei. Wie weit das Tor schwingt, schwingen kann, ist von meiner Bereitschaft abhängig, es kraftvoll zu öffnen. Geprägt ist mein lebendiges Ich durch mein Empfinden, mein Denken und mein Handeln. Im Zusammenwirken dieser Dreiheit ist das Maß, das mir gegeben und aufgegeben ist, zu formen. Wie weit gelingt es mir, diese drei Elemente zueinander, zu meinen Mitmenschen und zu den Gegebenheiten der Welt, ja zum vorgegebenen Göttlichen in eine Ordnung zu bringen? Wie oft habe ich es schon versucht, das, was ich empfinde und denke, das was ich getan oder unterlassen habe, in allerlei Formen und Gestalten auszudrücken? Doch es blieben immer Fragmente, Versuche, die in der Rückschau und bei einer kritischen Bewertung äußerst unzureichend und mangelhaft waren. Und doch, mein ganzes Erdenleben gab ich es nicht auf, meine Suche nach dem richtigen Maß in Formen zu gießen und die Splitter in Wort, Bild und auch im Gehörten zusammenzufügen. Doch daran scheitere ich, ohne jedoch zu Verzagen. Ich befürchte, auch dieser Versuch wird scheitern, gilt es doch eine unauslotbare Fülle zu zähmen und ein geeignetes Maß für ihre Darstellung zu finden. Die Flut der Themen sucht nach sicheren Anhöhen, die den Blick auf den Horizont freigeben. Es gilt ein Maß, eine Struktur, ein Gerüst für das Unübersichtliche, das Überbordende, zu finden. Es sind Orientierungskarten zu zeichnen, die die Hauptwege zeigen aber die Nebenwege nicht auslassen.
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TUGENDEN
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Klugheit      Maß     Gerechtigkeit     Tapferkeit
In seinem Traktat über das Glück führt Thomas von Aquin aus: Das vernünftig Gute ist Sache der Klugheit. Im Vollziehen der Vernunftordnung auf unser Tun und Lassen wird Gerechtigkeit gefordert. Unsere vitalen Impulse oder Leidenschaften bedürfen des richtigen Maßes um das vernünftig Gute nicht zu stören und es zu verwirren. Doch es bedarf der Tugend der Stärke und Tapferkeit um die Gefahren zu meistern und die Mühsal auf sich zu nehmen. Es ist uns aufgegeben, in diesem Geflecht die Mitte des Guten zu suchen, mutig, leidenschaftlich, maßvoll, und gerecht.
Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren. Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat, und nicht so, wie ich sie gern hätte. Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen hingebe, odass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten für immer überglücklich mit dir. Amen. Niebuhrs Gebet bat ursprünglich zuerst um Mut, und zwar um Dinge zu ändern, die geändert werden müssen und nicht nur geändert werden können.
IM BEZIEHUNGSGEFLECHT DER TUGENDEN Ich, Du, Wir, wir alle sind in ein im letzten undurchdringbaren Beziehungsgeflecht eingebettet. Von der menschlichen Seite ist es die enge Verflochtenheit von meinen Empfinden, meinem Denken, meinem Tun und Lassen, das sich im anderen Menschen widerspiegelt, mir einen Spiegel vorhält und wirkt in unser gesellschaftliches Zusammenwirken. All dies ist ein Ausfluss der vorgegebenen Wirklichkeiten der Welt, deren Zusammenhänge wir erkennen können, aber nicht grenzenlos, sondern eingeschränkt, wobei wir die Grenzen nicht kennen und nur erahnen können. Über diese Grenzen hinaus bleibt nur ein an- oder ablehnendes Vertrauen, auf die Sinnhaftigkeit des Gegebenen, des Vorgegebenen, des sich Bewahrheitenden. Aus diesen unauflösbaren, sich gegenseitig beeinflussenden und befruchtenden Gegebenheiten bleibt es Wege zu finden, um klug und tapfer das Schöne, Wahre und Gute zu entdecken. Doch auf allen Pfaden lauern Abgründe, Spalten, in die ich stürzen kann, wenn ich die Beziehungen zum anvertrauten Du verliere. Ich wende mich dem Bösen zu, wenn ich im Zweifel zwischen gut und bös nicht mehr unterscheiden kann, wenn ich den Kompass zur Mitte, die Freude am Gutsein verliere. Die großen Menschheitshoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben in der immer enger werdenden Welt werden im Hass auf die Anderen, das Andere erstickt. Die Untugend, für eigenes Versagen einen Sündenbock zu finden, wird zur Methode erhoben. Die Tugenden werden zur Bekämpfung des Anderen instrumentalisiert und verraten. Rechte werden für sich uneingeschränkt in Anspruch genommen und die gebotenen Pflichten als einschränkend wahrgenommen.
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Tugenden nach Aristoteles
Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Freigebigkeit, Hilfsbereitschaft, Seelengröße, Sanftmut, Wahrhaftigkeit, Höflichkeit und Einfühlsamkeit sind die wichtigsten Tugenden. Die höchste Glückseligkeit erreicht man nach Aristoteles durch die Tugend der Weisheit (Sophia). Denn die Weisheit, im Sinne der Kontemplation oder Meditation über die ersten Dinge und den Sinn des Lebens, ist die höchste Tätigkeit des höchsten Vermögen des Geistes. Es ist außerdem die Tätigkeit, die dem Menschen am reinsten, dauerhaftesten und ununterbrochensten möglich ist, wenn er darin geübt ist. Sie gewährt das größte Glück und mitfolgend auch die größte Lust.
Quelle: Wikipedia
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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Verantwortungswege – Hans Jonas Aus dem Vorwort von Hans Jonas zu seinem Werk: “Das Prinzip Verantwortung“ aus dem Jahre 1979, im Jahre 2022 aktueller als je zuvor. „Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie gekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden. […] Sie geht über die Feststellung physischer Bedrohung hinaus. Die dem Menschenglück zugedachte Unterwerfung der Natur hat im Übermaß ihres Erfolges, der sich nun auch auf die Natur des Menschen selbst erstreckt, zur größten Herausforderung geführt, die je dem menschlichen Sein aus eigenem Tun erwachsen ist. Alles daran ist neuartig, dem Bisherigen unähnlich, der Art wie der Größenordnung nach: Was der Mensch heute tun kann und dann, in der unwiderstehlichen Ausübung dieses Könnens, weiterhin zu tun gezwungen ist, das hat nicht seinesgleichen in vergangener Erfahrung. Auf sie war alle bisherige Weisheit über rechtes Verhalten zugeschnitten. Keine überlieferte Ethik belehrt uns daher über die Normen von »Gut« und »Böse«, denen die ganz neuen Modalitäten der Macht und ihrer möglichen Schöpfungen zu unterstellen sind.“ „Was kann als Kompaß dienen? Die vorausgedachte Gefahr selber! In ihrem Wetterleuchten aus der Zukunft, im Vorschein ihres planetarischen Umfanges und ihres humanen Tiefganges, werden allererst die ethischen Prinzipien entdeckbar, aus denen sich die neuen Pflichten neuer Macht herleiten lassen. […] Wir wissen erst, was auf dem Spiele steht, wenn wir wissen, dass es auf dem Spiele steht. Da es dabei nicht nur um das Menschenlos, sondern auch um das Menschenbild geht, nicht nur um physisches Überleben, sondern auch um Unversehrtheit des Wesens, so muß die Ethik, die beides zu hüten hat, über die der Klugheit hinaus eine solche der Ehrfurcht sein. „Die Begründung einer solchen Ethik, die nicht mehr an den unmittelbar mitmenschlichen Bereich der Gleichzeitigen gebunden bleibt, muß in die Metaphysik reichen, aus der allein sich die Frage stellen läßt, warum überhaupt Menschen in der Welt sein sollen: warum also der unbedingte Imperativ gilt, ihre Existenz für die Zukunft zu sichern.“ „Ontologisch werden die alten Fragen nach dem Verhältnis von Sein und Sollen, Ursache und Zweck, Natur und Wert neu aufgerollt, um die neu erschienene Pflicht des Menschen jenseits des Wertsubjektivismus im Sein zu verankern. Das eigentliche Thema jedoch ist diese neu hervorgetretene Pflicht selber, die im Begriff der Verantwortung zusammengefaßt ist. Gewiß kein neues Phänomen in der Sittlichkeit, hat die Verantwortung doch noch nie ein derartiges Objekt gehabt, auch bisher die ethische Theorie wenig beschäftigt. Sowohl Wissen wie Macht waren zu begrenzt, um die entferntere Zukunft in die Voraussicht und gar den Erdkreis in das Bewußtsein der eigenen Kausalität einzubeziehen.“ Aber wie ist in der globalen Welt ein Ordnungsrahmen zu finden, der Wege aufzeigt um Lösungen zu finden. Die Zeit dafür scheint immer knapper zu werden. „Auf der Suche nach einer neuen Ordnung“ benannte Ralf Dahrendorf sein Werk, das eine Politik der Freiheit für das 21. Jahrhundert skizzierte. Unter dem Titel „Welt ohne Halt“ schreibt er: „Globalisierung hiess immer auch die Ermutigung eines zunehmend gewinnorientierten Kapitalismus, der die Fesseln korporatistischer Einbindung, langfristiger Verantwortung und sozialer Verpflichtung abgelegt hatte. Spät, zu spät kam dann die Entdeckung hinzu, dass die Beseitigung von Grenzen bei unbeschränkter Information auch für böse, ja zerstörerische Zwecke benutzt werden kann. Die Blüte des weltweiten Handels mit Rauschgift hat etwas mit Globalisierung zu tun. Das Wirken von Mafias ist nicht mehr auf Kalabrien oder Sizilien beschränkt, sondern kann sich krakenhaft zum Beispiel von Russland aus über ganz Europa ausbreiten. Der globale Menschenhandel hat ein Ausmass angenommen, das alle historischen Erfahrungen der Sklaverei weit überschreitet. Schliesslich kam die Globalisierung des Terrorismus hinzu. Die grosse Chance der neuen Kräfte wird zur grossen Bedrohung. Dass neue Kräfte verkrustete Strukturen zerbrechen, ist also für manche eine erfreuliche Ansicht, für viele hingegen eine eher bedrohliche Vorstellung. Es gibt andere aktuelle Begriffe von ähnlicher Ambivalenz. […] Flexibilität ist eine beliebte politische Forderung, vor allem für Arbeitsmärkte, aber die Betroffenen verstehen sie zumeist als Unsicherheit. Was immer die Einstellung von Menschen sein mag, so viel indes ist gewiss, dass Zeiten des Wandels wie wir sie erleben, immer auch Zeiten der Auflösung sind. Wenn Neues kommt und Altes geht, dann opfern wir Vertrautes zugunsten des noch Ungeprägten.“
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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Die Bronzefiguren über den Toren der Münchener Residenz Geschaffen um 1615 von Hans Krumpper (auch: Krumper oder Krumpter) 1570 in Weilheim - 1634 in München) Hofkünstler der bayerischen Herzöge Wilhelm V. und Maximilian I.
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KLUGHEIT - WEISHEIT
PRUDENTIA - SAPIENTIA
Als Symbole der Klugheit werden Schlange, Spiegel, (Selbstreflektion) Sieb, Fackel, Elefant genannt. „prudentia“ lat. = „die Kunst des Vorhersehens“; „prudence“ franz. = „Vorsicht.“ Klug ist es vor allem, die Voraussetzungen für alles Weiterdenken zu erkunden. Was ist denn der Fall, was stimmt überhaupt? Dazu sagt Josef Pieper: "Auf keine andere Weise setzt sich ein unsachliches und ungerechtes Interesse so unkontrollierbar durch wie gerade in der Verfälschung des Gedächtnisses - durch leiseste Retuschen, Verschiebungen, Verfärbungen, Auslassungen, Akzentverrückungen. Solche Verfälschung pflegt sich auch einer ernsten Gewissenserforschung keineswegs unmittelbar zu enthüllen. Nur eine die geheimsten Wurzelgründe des Wollens reinigende Rechtheit des ganzen menschlichen Wesens vermag eine Bürgschaft zu sein für die Sachlichkeit des Gedächtnisses. - Hier wird sichtbar, dass und wie sehr die Klugheit, von der alle Tugend abhängt, schon in ihren Fundamenten ihrerseits abhängig ist von eben der Gesamtheit der übrigen Tugenden, vor allem von der Gerechtigkeit." „In dem, was zur Klugheit gehört, ist niemand sich selbst in allem genug“: ohne docilitas [Gelehrigkeit, Empfänglichkeit)] gibt es keine vollendete Klugheit. Gemeint ist aber nicht der besinnungslose Eifer des ‚guten Schülers‘. „Gemeint ist die Belehrbarkeit, die darauf verzichtet, sich angesichts der realen Vielfalt der erfahrbaren Dinge und Situationen engstirnig in die absurde Autarkie eines vermeintlichen Wissens zu flüchten. Gemeint ist das Sich-etwas-sagen-lassen-Können, erwachsen nicht aus einer vagen ‚Bescheidenheit‘, sondern einfach aus dem Willen zu wirklicher Erkenntnis [der allerdings echte Demut notwendig einschließt]. Unbelehrbarkeit und Besserwisserei sind im Grunde Formen des Widerstandes gegen die Wahrheit der wirklichen Dinge; beide beruhen auf dem Unvermögen, das Subjekt mit seinem ‚Interesse‘ zu jenem Schweigen zu zwingen, das eine unabdingbare Voraussetzung aller Wirklichkeitsvernehmung ist." „Es gibt falsche und ungerade Wege auch zu richtigen Zielen. Der Sinn der Tugend der Klugheit aber ist vornehmlich dieser: dass nicht nur das Ziel des menschlichen Wirkens, sondern auch der Weg seiner Verwirklichung der Wahrheit der wirklichen Dinge entspreche. Das aber schließt wiederum die Voraussetzung in sich, dass die ichhaften ‚Interessen‘ des Subjekts zum Schweigen gebracht sind, damit jene Wahrheit der wirklichen Dinge vernehmlich zu Wort kommen und in der Auskunft der Wirklichkeit selbst der gemäße Weg der Verwirklichung deutlich werden könne. Hingegen liegt der Sinn oder vielmehr der Un-Sinn der Verschlagenheit darin, dass die geschwätzige und also taube Unsachlichkeit des ‚Taktikers‘ [nur wer schweigt, hört] den Weg der Verwirklichung abscheidet gegen die Wahrheit der wirklichen Dinge. ‚Auch zu einem guten Ziel heißt es auf wahren, nicht auf falschen und gefälschten Wegen gehen‘ sagt Thomas [von Aquin]. […] Hinterhalt, Versteck, List und Unlauterkeit sind die Zuflüchte kleingeistigen und kleinmütigen Wesens. Von der Hochgemutheit aber ist in der Summa theologica des ‚allgemeinen Lehrers‘ wie schon in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles gesagt: sie liebe in jeglichem das Offenbare.“ „Die Verschlagenheit [astutia] ist die eigentlichste Form der falschen Klugheit. Gemeint ist die hinterhältige und unsachliche, ausschließlich auf das »Taktische« bedachte Sinnesart des Intriganten, der weder geradeaus zu blicken noch geradeaus zu handeln vermag.“
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Klugheit      Maß     Gerechtigkeit     Tapferkeit
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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Das richtige (rechte) Maß
Aus verschiedenen Teilen ein geordnetes Ganzes fügen Die richtige Mischung finden Schonen, Verschonen
TEMPERANTIA
Sie wird dargestellt mit Sanduhr oder wie sie Wein mit Wasser mischt. Das "Gute Leben" nach Aristoteles und das zu findende Maß: Das gute Leben ist nicht einfach eines der erfüllten Begierden, es beschreibt vielmehr das angemessene Ziel des Begehrens. Das Streben muss kultiviert, auf das wahrhaft Begehrenswerte ausgerichtet werden. Sittliche Erziehung heißt Erziehung der Gefühle." Fülle und Maß brauchen sich nicht auszuschließen. Bei Aristoteles ist die σωφροσύνη (Besonnenheit/Mäßigung) die Mitte (Mesotes) - ein Optimum - hinsichtlich der Lust: sie steht zwischen Empfindungslosigkeit (Stumpfheit) und Zügellosigkeit (Zuchtlosigkeit). Das Mitte-Halten ist hier das Ziel ethischen Verhaltens. Dieses Maß in allen Seinsstufen zu finden, ist der immerwährende Versuch, mich auf die Einheit, als letzte Fülle, zu orientieren.
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Residenz München
Rathaus Eisenstadt
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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GERECHTIGKEIT
Gerechtigkeit besteht im miteinander Auskommen Das anerkennen, wo man nicht lieben kann. Dem Anderen, der nicht ist wie ich, dennoch das Seinige zugestehen. Den Anderen als Anderen gelten lassen.
JUSTITIA
Gerecht zu handeln, verlangt die Sichtweise des Anderen in meine Beurteilungen einzubeziehen. Was du nicht willst, was man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu! Sprichwort Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Matthäus 7,11 Die Regel verlangt einen Perspektivenwechsel. Dieser gilt auf jeden Fall als Schritt zu ethischer Eigenverantwortung mit der Kraft zur Selbstkorrektur. Wer aber sollte ‚der Andere‘ sein? Der Andere kann verstanden werden "als die Gemeinschaft, das ‚soziale Ganze‘. Zweifellos habe ich es nicht bloß dann mit dem Gemeinwohl zu tun, wenn ich staatliche Gesetze befolge oder verletze, wenn ich Steuern zahle oder zur Wahlurne gehe; das Gemeinwohl ist gleichfalls im Spiel, wenn ich, anscheinend ganz ‚privat‘, zuchtlos bin oder träge. Das Gemeinwohl bedarf des Gutseins aller Einzelnen. ‚Das Gut jeder Tugend ist beziehbar auf das Gemeinwohl, welchem die Gerechtigkeit zugeordnet ist. Und demgemäß können die Akte aller Tugenden zur Gerechtigkeit gehören.‘ Umgekehrt können alle Verfehlungen in bestimmtem Sinn ‚Ungerechtigkeit‘ heißen." "Thomas [von Aquin] spricht von der ‚gesetzlichen‘ oder auch ‚allgemeinen‘ Gerechtigkeit, in der ‚alle Tugend einbegriffen‘ und die selber ‚die vollkommenste Tugend‘ sei. Auf sie ist das dichterische Wort der Nikomachischen Ethik [Aristoteles] gemünzt, ‚nicht der Abendstern noch der Morgenstern sei so wunderbar‘ wie Gerechtigkeit.“
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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TAPFERKEIT
FORTITUDO
Mut - Stärke Sapere aude „Wage es, weise zu sein!“ Aus den Briefen des Horaz (20 v.Chr.) „Einmal begonnen ist halb schon getan. Entschließ dich zur Einsicht! Fange nur an!“ „Frisch gewagt ist halb gewonnen!“. „Wage es, weise zu sein!“ „Jetzt fang an!“ Das was ist, das was zu erwarten ist, ist oft nicht angenehm. Es muss auch Unabweisbares aufgenommen und bewertet werden. Dabei gilt es zu unterscheiden, ob es besser ist, die Hände in den Schoß zu legen oder mit mutigem Anpacken, doch Lösungen anzustreben. „Die praktische Freiheit kann durch Erfahrung bewiesen werden. Denn, nicht bloß das, was reizt, d. i. die Sinne unmittelbar affiziert, bestimmt die menschliche Willkür, sondern wir haben ein Vermögen, durch Vorstellungen von dem, was selbst auf entferntere Art nützlich oder schädlich ist, die Eindrücke auf unser sinnliches Begehrungsvermögen zu überwinden; diese Überlegungen aber von dem, was in Ansehung unseres ganzen Zustandes begehrungswert, d. i. gut und nützlich ist, beruhen auf der Vernunft. Diese gibt daher auch Gesetze, welche Imperative, d. i. objektive Gesetze der Freiheit sind, und welche sagen, was geschehen soll, ob es gleich vielleicht nie geschieht, und sich darin von Naturgesetzen, die nur von dem handeln, was geschieht, unterscheiden, weshalb sie auch praktische Gesetze genannt werden.“
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THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
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Unter Tugendkreuzigung wird in der christlichen Ikonografie die Kreuzigung Christi durch durch vier oder mehrere personifizierte Tugenden verstanden. Die Allegorie geht zurück auf eine Osterpredigt Bernhard von Clairvaux', der prägenden Gestalt des Zisterzienserordens: „Das Kreuz wird zum Siegeszeichen durch die Tugenden des Gehorsams, der Geduld, Demut und Liebe, die Christus am Kreuz bewies.“ Die Bedeutung ist somit: Christus stirbt durch seine guten Eigenschaften, durch seine Tugenden, die in der Welt nicht anerkannt sind und ihn ans Kreuz bringen. Der Tod Jesu zur Erlösung und Vergebung von Schuld ermöglicht nach christlichem Verständnis individuell ein neues, tugendhaftes Leben nach dem Beispiel Jesu, gesellschaftlich den Anfang des Reiches Gottes.
 
 
Klugheit      Maß     Gerechtigkeit     Tapferkeit
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