MAß
GERECHTIGKEIT
TAPFERKEIT
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Die maßgebenden Kardinaltugenden
Das
Tor
zum
Leben
braucht
intakte
Angeln
damit
es
schwingen
kann
um
mir
immer
wieder
Blicke
in
eine
maßlose
Ferne,
in
ein
losgelöstes
Maß
freizugeben.
Die
vier
Kardinaltugenden,
Klugheit/Weisheit
(prudentia/sapientia),
Gerechtigkeit
(iustitia).
Tapferkeit
(fortitudo)
und
vor
allem
die
Mäßigung,
das
richtige
Maß,
die
TEMPERANTIA,
sind
für
mich
Dreh-
und
Angelpunkte
um
mich zurechtzufinden.
Sind
diese
Tugenden
eingerostet,
defekt,
verklemmt,
dann
ist
der
Blick
auf
das
geschlossene
Tor
eine
Grenze,
die
einschränkt.
Sind
aber
die
Angeln
gut
geölt,
lässt
sich
das
Tor
öffnen
und
gibt
den
Horizont
frei.
Wie
weit
das
Tor
schwingt,
schwingen kann, ist von meiner Bereitschaft abhängig, es kraftvoll zu öffnen.
Geprägt
ist
mein
lebendiges
Ich
durch
mein
Empfinden,
mein
Denken
und
mein
Handeln.
Im
Zusammenwirken
dieser
Dreiheit
ist
das
Maß,
das
mir
gegeben
und
aufgegeben
ist,
zu
formen.
Wie
weit
gelingt
es
mir,
diese
drei
Elemente
zueinander,
zu
meinen
Mitmenschen
und
zu
den
Gegebenheiten
der
Welt,
ja
zum vorgegebenen Göttlichen in eine Ordnung zu bringen?
Wie
oft
habe
ich
es
schon
versucht,
das,
was
ich
empfinde
und
denke,
das
was
ich
getan
oder
unterlassen
habe,
in
allerlei
Formen
und
Gestalten
auszudrücken?
Doch
es
blieben
immer
Fragmente,
Versuche,
die
in
der
Rückschau
und
bei
einer
kritischen
Bewertung
äußerst
unzureichend
und
mangelhaft
waren.
Und
doch,
mein
ganzes
Erdenleben
gab
ich
es
nicht
auf,
meine
Suche
nach
dem
richtigen
Maß
in
Formen
zu
gießen
und
die
Splitter
in
Wort,
Bild
und
auch
im
Gehörten
zusammenzufügen.
Doch
daran
scheitere
ich,
ohne
jedoch
zu
Verzagen.
Ich
befürchte,
auch
dieser
Versuch
wird
scheitern,
gilt
es
doch
eine
unauslotbare
Fülle
zu
zähmen
und
ein
geeignetes
Maß
für
ihre
Darstellung
zu
finden.
Die
Flut
der
Themen
sucht
nach
sicheren
Anhöhen,
die
den
Blick
auf
den
Horizont
freigeben.
Es
gilt
ein
Maß,
eine
Struktur,
ein
Gerüst
für
das
Unübersichtliche,
das
Überbordende,
zu
finden.
Es
sind
Orientierungskarten
zu
zeichnen,
die
die
Hauptwege
zeigen
aber
die
Nebenwege nicht auslassen.
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
In seinem Traktat über das Glück führt
Thomas von Aquin aus:
Das vernünftig Gute ist Sache der Klugheit. Im Vollziehen
der Vernunftordnung auf unser Tun und Lassen wird
Gerechtigkeit gefordert. Unsere vitalen Impulse oder
Leidenschaften bedürfen des richtigen Maßes um das
vernünftig Gute nicht zu stören und es zu verwirren. Doch
es bedarf der Tugend der Stärke und Tapferkeit um die
Gefahren zu meistern und die Mühsal auf sich zu nehmen.
Es ist uns aufgegeben, in diesem Geflecht die Mitte des
Guten zu suchen, mutig, leidenschaftlich, maßvoll, und
gerecht.
Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen.
Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren.
Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat,
und nicht so, wie ich sie gern hätte.
Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,
wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
odass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge
und im nächsten für immer überglücklich mit dir.
Amen.
Niebuhrs Gebet bat ursprünglich zuerst um Mut,
und zwar um Dinge zu ändern, die geändert werden müssen
und nicht nur geändert werden können.
IM BEZIEHUNGSGEFLECHT DER TUGENDEN
Ich,
Du,
Wir,
wir
alle
sind
in
ein
im
letzten
undurchdringbaren
Beziehungsgeflecht
eingebettet.
Von
der
menschlichen
Seite
ist
es
die
enge
Verflochtenheit
von
meinen
Empfinden,
meinem
Denken,
meinem
Tun
und
Lassen,
das
sich
im
anderen
Menschen
widerspiegelt,
mir
einen
Spiegel
vorhält
und
wirkt
in
unser
gesellschaftliches
Zusammenwirken.
All
dies
ist
ein
Ausfluss
der
vorgegebenen
Wirklichkeiten
der
Welt,
deren
Zusammenhänge
wir
erkennen
können,
aber
nicht
grenzenlos,
sondern
eingeschränkt,
wobei
wir
die
Grenzen
nicht
kennen
und
nur
erahnen
können.
Über
diese
Grenzen
hinaus
bleibt
nur
ein
an-
oder
ablehnendes
Vertrauen,
auf
die
Sinnhaftigkeit
des Gegebenen, des Vorgegebenen, des sich Bewahrheitenden.
Aus
diesen
unauflösbaren,
sich
gegenseitig
beeinflussenden
und
befruchtenden
Gegebenheiten
bleibt
es
Wege
zu
finden,
um
klug
und
tapfer
das
Schöne,
Wahre
und
Gute
zu
entdecken.
Doch
auf
allen
Pfaden
lauern
Abgründe,
Spalten,
in
die
ich
stürzen
kann,
wenn
ich
die
Beziehungen
zum
anvertrauten
Du
verliere.
Ich
wende
mich
dem
Bösen
zu,
wenn
ich
im
Zweifel
zwischen
gut
und
bös
nicht
mehr
unterscheiden
kann,
wenn
ich den Kompass zur Mitte, die Freude am Gutsein verliere.
Die
großen
Menschheitshoffnungen
auf
ein
friedliches
Zusammenleben
in
der
immer
enger
werdenden
Welt
werden
im
Hass
auf
die
Anderen,
das
Andere
erstickt.
Die
Untugend,
für
eigenes
Versagen
einen
Sündenbock
zu
finden,
wird
zur
Methode
erhoben.
Die
Tugenden
werden
zur
Bekämpfung
des
Anderen
instrumentalisiert
und
verraten.
Rechte
werden
für
sich
uneingeschränkt
in
Anspruch
genommen
und
die
gebotenen Pflichten als einschränkend wahrgenommen.
Tugenden nach Aristoteles
Klugheit,
Gerechtigkeit,
Tapferkeit,
Mäßigung,
Freigebigkeit,
Hilfsbereitschaft,
Seelengröße,
Sanftmut,
Wahrhaftigkeit,
Höflichkeit
und
Einfühlsamkeit
sind
die
wichtigsten
Tugenden.
Die
höchste
Glückseligkeit
erreicht
man
nach
Aristoteles
durch
die
Tugend
der
Weisheit
(Sophia).
Denn
die
Weisheit,
im
Sinne
der
Kontemplation
oder
Meditation
über
die
ersten
Dinge
und
den
Sinn
des
Lebens,
ist
die
höchste
Tätigkeit
des
höchsten
Vermögen
des
Geistes.
Es
ist
außerdem
die
Tätigkeit,
die
dem
Menschen
am
reinsten,
dauerhaftesten
und
ununterbrochensten
möglich
ist,
wenn
er
darin
geübt ist. Sie gewährt das größte Glück und mitfolgend auch die größte Lust.
Quelle: Wikipedia
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Verantwortungswege – Hans Jonas
Aus dem Vorwort von Hans Jonas zu seinem Werk: “Das Prinzip Verantwortung“
aus dem Jahre 1979, im Jahre 2022 aktueller als je zuvor.
„Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie gekannte Kräfte und die
Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine
Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden. […] Sie geht über die
Feststellung physischer Bedrohung hinaus. Die dem Menschenglück zugedachte Unterwerfung der
Natur hat im Übermaß ihres Erfolges, der sich nun auch auf die Natur des Menschen selbst
erstreckt, zur größten Herausforderung geführt, die je dem menschlichen Sein aus eigenem Tun
erwachsen ist. Alles daran ist neuartig, dem Bisherigen unähnlich, der Art wie der Größenordnung
nach: Was der Mensch heute tun kann und dann, in der unwiderstehlichen Ausübung dieses
Könnens, weiterhin zu tun gezwungen ist, das hat nicht seinesgleichen in vergangener Erfahrung.
Auf sie war alle bisherige Weisheit über rechtes Verhalten zugeschnitten. Keine überlieferte Ethik
belehrt uns daher über die Normen von »Gut« und »Böse«, denen die ganz neuen Modalitäten der
Macht und ihrer möglichen Schöpfungen zu unterstellen sind.“
„Was kann als Kompaß dienen? Die vorausgedachte Gefahr selber! In ihrem Wetterleuchten aus
der Zukunft, im Vorschein ihres planetarischen Umfanges und ihres humanen Tiefganges, werden
allererst die ethischen Prinzipien entdeckbar, aus denen sich die neuen Pflichten neuer Macht
herleiten lassen. […] Wir wissen erst, was auf dem Spiele steht, wenn wir wissen, dass es auf dem
Spiele steht. Da es dabei nicht nur um das Menschenlos, sondern auch um das Menschenbild geht,
nicht nur um physisches Überleben, sondern auch um Unversehrtheit des Wesens, so muß die
Ethik, die beides zu hüten hat, über die der Klugheit hinaus eine solche der Ehrfurcht sein.
„Die Begründung einer solchen Ethik, die nicht mehr an den unmittelbar mitmenschlichen Bereich
der Gleichzeitigen gebunden bleibt, muß in die Metaphysik reichen, aus der allein sich die Frage
stellen läßt, warum überhaupt Menschen in der Welt sein sollen: warum also der unbedingte
Imperativ gilt, ihre Existenz für die Zukunft zu sichern.“
„Ontologisch werden die alten Fragen nach dem Verhältnis von Sein und Sollen, Ursache und
Zweck, Natur und Wert neu aufgerollt, um die neu erschienene Pflicht des Menschen jenseits des
Wertsubjektivismus im Sein zu verankern.
Das eigentliche Thema jedoch ist diese neu hervorgetretene Pflicht selber, die im Begriff der
Verantwortung zusammengefaßt ist. Gewiß kein neues Phänomen in der Sittlichkeit, hat die
Verantwortung doch noch nie ein derartiges Objekt gehabt, auch bisher die ethische Theorie wenig
beschäftigt. Sowohl Wissen wie Macht waren zu begrenzt, um die entferntere Zukunft in die
Voraussicht und gar den Erdkreis in das Bewußtsein der eigenen Kausalität einzubeziehen.“
Aber wie ist in der globalen Welt ein Ordnungsrahmen zu finden, der Wege aufzeigt um Lösungen
zu finden. Die Zeit dafür scheint immer knapper zu werden. „Auf der Suche nach einer neuen
Ordnung“ benannte Ralf Dahrendorf sein Werk, das eine Politik der Freiheit für das 21.
Jahrhundert skizzierte. Unter dem Titel „Welt ohne Halt“ schreibt er:
„Globalisierung hiess immer auch die Ermutigung eines zunehmend gewinnorientierten
Kapitalismus, der die Fesseln korporatistischer Einbindung, langfristiger Verantwortung und
sozialer Verpflichtung abgelegt hatte. Spät, zu spät kam dann die Entdeckung hinzu, dass die
Beseitigung von Grenzen bei unbeschränkter Information auch für böse, ja zerstörerische Zwecke
benutzt werden kann. Die Blüte des weltweiten Handels mit Rauschgift hat etwas mit
Globalisierung zu tun. Das Wirken von Mafias ist nicht mehr auf Kalabrien oder Sizilien
beschränkt, sondern kann sich krakenhaft zum Beispiel von Russland aus über ganz Europa
ausbreiten. Der globale Menschenhandel hat ein Ausmass angenommen, das alle historischen
Erfahrungen der Sklaverei weit überschreitet. Schliesslich kam die Globalisierung des Terrorismus
hinzu. Die grosse Chance der neuen Kräfte wird zur grossen Bedrohung. Dass neue Kräfte
verkrustete Strukturen zerbrechen, ist also für manche eine erfreuliche Ansicht, für viele hingegen
eine eher bedrohliche Vorstellung. Es gibt andere aktuelle Begriffe von ähnlicher Ambivalenz. […]
Flexibilität ist eine beliebte politische Forderung, vor allem für Arbeitsmärkte, aber die Betroffenen
verstehen sie zumeist als Unsicherheit. Was immer die Einstellung von Menschen sein mag, so viel
indes ist gewiss, dass Zeiten des Wandels wie wir sie erleben, immer auch Zeiten der Auflösung
sind. Wenn Neues kommt und Altes geht, dann opfern wir Vertrautes zugunsten des noch
Ungeprägten.“
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Die Bronzefiguren über den Toren der Münchener Residenz
Geschaffen um 1615 von Hans Krumpper (auch: Krumper oder Krumpter)
1570 in Weilheim - 1634 in München) Hofkünstler der bayerischen Herzöge Wilhelm V. und Maximilian I.
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
PRUDENTIA - SAPIENTIA
Als Symbole der Klugheit werden Schlange, Spiegel,
(Selbstreflektion) Sieb, Fackel, Elefant genannt.
„prudentia“ lat. = „die Kunst des Vorhersehens“; „prudence“
franz. = „Vorsicht.“
Klug ist es vor allem, die Voraussetzungen für alles Weiterdenken
zu erkunden.
Was ist denn der Fall, was stimmt überhaupt?
Dazu sagt Josef Pieper:
"Auf
keine
andere
Weise
setzt
sich
ein
unsachliches
und
ungerechtes
Interesse
so
unkontrollierbar
durch
wie
gerade
in
der
Verfälschung
des
Gedächtnisses
-
durch
leiseste
Retuschen,
Verschiebungen,
Verfärbungen,
Auslassungen,
Akzentverrückungen.
Solche
Verfälschung
pflegt
sich
auch
einer
ernsten
Gewissenserforschung
keineswegs
unmittelbar
zu
enthüllen.
Nur
eine
die
geheimsten
Wurzelgründe
des
Wollens
reinigende
Rechtheit
des
ganzen
menschlichen
Wesens
vermag
eine
Bürgschaft
zu
sein
für
die
Sachlichkeit
des
Gedächtnisses.
-
Hier
wird
sichtbar,
dass
und
wie
sehr
die
Klugheit,
von
der
alle
Tugend
abhängt,
schon
in
ihren
Fundamenten
ihrerseits
abhängig
ist
von
eben
der Gesamtheit der übrigen Tugenden, vor allem von der Gerechtigkeit."
„In
dem,
was
zur
Klugheit
gehört,
ist
niemand
sich
selbst
in
allem
genug“:
ohne
docilitas
[Gelehrigkeit,
Empfänglichkeit)]
gibt
es
keine
vollendete
Klugheit.
Gemeint
ist
aber
nicht
der
besinnungslose
Eifer
des
‚guten
Schülers‘.
„Gemeint
ist
die
Belehrbarkeit,
die
darauf
verzichtet,
sich
angesichts
der
realen
Vielfalt
der
erfahrbaren
Dinge
und
Situationen
engstirnig
in
die
absurde
Autarkie
eines
vermeintlichen
Wissens
zu
flüchten.
Gemeint
ist
das
Sich-etwas-sagen-lassen-Können,
erwachsen
nicht
aus
einer
vagen
‚Bescheidenheit‘,
sondern
einfach
aus
dem
Willen
zu
wirklicher
Erkenntnis
[der
allerdings
echte
Demut
notwendig
einschließt].
Unbelehrbarkeit
und
Besserwisserei
sind
im
Grunde
Formen
des
Widerstandes
gegen
die
Wahrheit
der
wirklichen
Dinge;
beide
beruhen
auf
dem
Unvermögen,
das
Subjekt
mit
seinem
‚Interesse‘
zu
jenem
Schweigen
zu
zwingen,
das
eine
unabdingbare
Voraussetzung aller Wirklichkeitsvernehmung ist."
„Es
gibt
falsche
und
ungerade
Wege
auch
zu
richtigen
Zielen.
Der
Sinn
der
Tugend
der
Klugheit
aber
ist
vornehmlich
dieser:
dass
nicht
nur
das
Ziel
des
menschlichen
Wirkens,
sondern
auch
der
Weg
seiner
Verwirklichung
der
Wahrheit
der
wirklichen
Dinge
entspreche.
Das
aber
schließt
wiederum
die
Voraussetzung
in
sich,
dass
die
ichhaften
‚Interessen‘
des
Subjekts
zum
Schweigen
gebracht
sind,
damit
jene
Wahrheit
der
wirklichen
Dinge
vernehmlich
zu
Wort
kommen
und
in
der
Auskunft
der
Wirklichkeit
selbst
der
gemäße
Weg
der
Verwirklichung
deutlich
werden
könne.
Hingegen
liegt
der
Sinn
oder
vielmehr
der
Un-Sinn
der
Verschlagenheit
darin,
dass
die
geschwätzige
und
also
taube
Unsachlichkeit
des
‚Taktikers‘
[nur
wer
schweigt,
hört]
den
Weg
der
Verwirklichung
abscheidet
gegen
die
Wahrheit
der
wirklichen
Dinge.
‚Auch
zu
einem
guten
Ziel
heißt
es
auf
wahren,
nicht
auf
falschen
und
gefälschten
Wegen
gehen‘
sagt
Thomas
[von
Aquin].
[…]
Hinterhalt,
Versteck,
List
und
Unlauterkeit
sind
die
Zuflüchte
kleingeistigen
und
kleinmütigen
Wesens.
Von
der
Hochgemutheit
aber
ist
in
der
Summa
theologica
des
‚allgemeinen
Lehrers‘
wie
schon
in
der
Nikomachischen
Ethik
des
Aristoteles
gesagt:
sie
liebe
in
jeglichem
das
Offenbare.“
„Die Verschlagenheit [astutia] ist die eigentlichste Form der falschen
Klugheit. Gemeint ist die hinterhältige und unsachliche, ausschließlich
auf das »Taktische« bedachte Sinnesart des Intriganten, der weder
geradeaus zu blicken noch geradeaus zu handeln vermag.“
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Aus verschiedenen Teilen ein
geordnetes Ganzes fügen
Die richtige Mischung finden
Schonen, Verschonen
TEMPERANTIA
Sie
wird
dargestellt
mit
Sanduhr
oder
wie
sie
Wein
mit
Wasser mischt.
Das
"Gute
Leben"
nach
Aristoteles
und
das
zu
findende
Maß:
Das
gute
Leben
ist
nicht
einfach
eines
der
erfüllten
Begierden,
es
beschreibt
vielmehr
das
angemessene
Ziel
des
Begehrens.
Das
Streben
muss
kultiviert,
auf
das
wahrhaft
Begehrenswerte
ausgerichtet
werden.
Sittliche
Erziehung
heißt Erziehung der Gefühle."
Fülle und Maß brauchen sich nicht auszuschließen.
Bei
Aristoteles
ist
die
σωφροσύνη
(Besonnenheit/Mäßigung)
die
Mitte
(Mesotes)
-
ein
Optimum
-
hinsichtlich
der
Lust:
sie
steht
zwischen
Empfindungslosigkeit
(Stumpfheit)
und
Zügellosigkeit
(Zuchtlosigkeit).
Das
Mitte-Halten
ist
hier
das
Ziel
ethischen
Verhaltens.
Dieses
Maß
in
allen
Seinsstufen
zu
finden,
ist
der
immerwährende
Versuch,
mich
auf
die
Einheit, als letzte Fülle, zu orientieren.
Residenz München
Rathaus Eisenstadt
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
GERECHTIGKEIT
Gerechtigkeit
besteht im miteinander Auskommen
Das anerkennen, wo man nicht lieben
kann.
Dem Anderen, der nicht ist wie ich,
dennoch das Seinige zugestehen.
Den Anderen als Anderen gelten lassen.
JUSTITIA
Gerecht zu handeln, verlangt die Sichtweise des Anderen in meine
Beurteilungen einzubeziehen.
Was du nicht willst, was man dir tu‘,
das füg auch keinem andern zu!
Sprichwort
Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen,
das tut ihr ihnen auch.
Matthäus 7,11
Die
Regel
verlangt
einen
Perspektivenwechsel.
Dieser
gilt
auf
jeden
Fall
als
Schritt
zu
ethischer
Eigenverantwortung
mit
der
Kraft
zur
Selbstkorrektur.
Wer
aber
sollte
‚der
Andere‘
sein?
Der
Andere
kann
verstanden
werden
"als
die
Gemeinschaft,
das
‚soziale
Ganze‘.
Zweifellos
habe
ich
es
nicht
bloß
dann
mit
dem
Gemeinwohl
zu
tun,
wenn
ich
staatliche
Gesetze
befolge
oder
verletze,
wenn
ich
Steuern
zahle
oder
zur
Wahlurne
gehe;
das
Gemeinwohl
ist
gleichfalls
im
Spiel,
wenn
ich,
anscheinend
ganz
‚privat‘,
zuchtlos
bin
oder
träge.
Das
Gemeinwohl
bedarf
des
Gutseins
aller
Einzelnen.
‚Das
Gut
jeder
Tugend
ist
beziehbar
auf
das
Gemeinwohl,
welchem
die
Gerechtigkeit
zugeordnet
ist.
Und
demgemäß
können
die
Akte
aller
Tugenden
zur
Gerechtigkeit
gehören.‘
Umgekehrt
können
alle
Verfehlungen in bestimmtem Sinn ‚Ungerechtigkeit‘ heißen."
"Thomas
[von
Aquin]
spricht
von
der
‚gesetzlichen‘
oder
auch
‚allgemeinen‘
Gerechtigkeit,
in
der
‚alle
Tugend
einbegriffen‘
und
die
selber
‚die
vollkommenste
Tugend‘
sei.
Auf
sie
ist
das
dichterische
Wort
der
Nikomachischen
Ethik
[Aristoteles]
gemünzt,
‚nicht
der
Abendstern
noch
der
Morgenstern
sei
so
wunderbar‘ wie Gerechtigkeit.“
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
TAPFERKEIT
FORTITUDO
Mut - Stärke
Sapere aude
„Wage es, weise zu sein!“
Aus den Briefen des Horaz (20 v.Chr.)
„Einmal begonnen ist halb schon getan.
Entschließ dich zur Einsicht! Fange nur an!“
„Frisch gewagt ist halb gewonnen!“.
„Wage es, weise zu sein!“
„Jetzt fang an!“
Das
was
ist,
das
was
zu
erwarten
ist,
ist
oft
nicht
angenehm.
Es
muss
auch
Unabweisbares
aufgenommen
und
bewertet
werden.
Dabei
gilt
es
zu
unterscheiden,
ob
es
besser
ist,
die
Hände
in
den
Schoß
zu
legen
oder
mit
mutigem
Anpacken,
doch
Lösungen anzustreben.
„Die
praktische
Freiheit
kann
durch
Erfahrung
bewiesen
werden.
Denn,
nicht
bloß
das,
was
reizt,
d.
i.
die
Sinne
unmittelbar
affiziert,
bestimmt
die
menschliche
Willkür,
sondern
wir
haben
ein
Vermögen,
durch
Vorstellungen
von
dem,
was
selbst
auf
entferntere
Art
nützlich
oder
schädlich
ist,
die
Eindrücke
auf
unser
sinnliches
Begehrungsvermögen
zu
überwinden;
diese
Überlegungen
aber
von
dem,
was
in
Ansehung
unseres
ganzen
Zustandes
begehrungswert,
d.
i.
gut
und
nützlich
ist,
beruhen
auf
der
Vernunft.
Diese
gibt
daher
auch
Gesetze,
welche
Imperative,
d.
i.
objektive
Gesetze
der
Freiheit
sind,
und
welche
sagen,
was
geschehen
soll,
ob
es
gleich
vielleicht
nie
geschieht,
und
sich
darin
von
Naturgesetzen,
die
nur
von
dem
handeln,
was
geschieht,
unterscheiden,
weshalb
sie
auch
praktische
Gesetze
genannt werden.“
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG
Unter
Tugendkreuzigung
wird
in
der
christlichen
Ikonografie
die
Kreuzigung
Christi durch durch vier oder mehrere personifizierte Tugenden verstanden.
Die
Allegorie
geht
zurück
auf
eine
Osterpredigt
Bernhard
von
Clairvaux',
der
prägenden Gestalt des Zisterzienserordens:
„Das
Kreuz
wird
zum
Siegeszeichen
durch
die
Tugenden
des
Gehorsams,
der
Geduld, Demut und Liebe, die Christus am Kreuz bewies.“
Die
Bedeutung
ist
somit:
Christus
stirbt
durch
seine
guten
Eigenschaften,
durch
seine
Tugenden,
die
in
der
Welt
nicht
anerkannt
sind
und
ihn
ans
Kreuz
bringen.
Der
Tod
Jesu
zur
Erlösung
und
Vergebung
von
Schuld
ermöglicht
nach
christlichem
Verständnis
individuell
ein
neues,
tugendhaftes
Leben
nach
dem
Beispiel
Jesu,
gesellschaftlich den Anfang des Reiches Gottes.
THEODOR ALBERTUSMAGNUS FREY
EXPERIMENTE ZUR GESTALTWERDUNG