NYMPHENBURG
SCHLOSSPARK
Der Nymphenburger Schlosspark ist eines der größten und bedeutendsten Gartenkunstwerke Deutschlands und bildet mit dem Schloss Nymphenburg und den Parkburgen eine Einheit. Er steht als Gartenkunstwerk unter Denkmalschutz und ist Landschaftsschutzgebiet. Fast sein gesamtes Gebiet ist darüber hinaus auch als Natura 2000-Gebiet (Zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie errichtet wird). Vorbilder für den ursprünglichen Barockgarten waren die französischen Gärten von Schloss Vaux-le-Vicomte und Schloss Versailles. Die heutige Gestalt ist das Ergebnis der grundlegenden Umgestaltung durch Friedrich Ludwig Sckell ab 1799. Der Park innerhalb der Gartenmauer hat eine Größe von 180 Hektar, die Fläche der gesamten Anlage beträgt 229 Hektar (2.290.000 m²).
Friedrich Ludwig von Sckell * 13. September 1750 in Weilburg an der Lahn; † 24. Februar 1823 in München Begründer der „klassischen Phase“ des englischen Landschaftsgartens in Deutschland sowie Stadtplaner in München.
Der Apollotempel mit zehn Säulen im korinthischen Stil wurde nach einem Plan von Leo von Klenze 1862–65 errichtet. Im Innern befindet sich eine Stele mit einer Widmung König Ludwigs I.
Ein Monopteros (gr. mónos = nur, einzig, allein; pterón = Flügel) ist zumeist ein richtungsloser Rundtempel
APOLLO TEMPEL
Karl August Sckell (1820)
Kurfürst Max Emanuel versah Schloß Nymphenburg mit einem grandiosen Garten französischer Prägung. 1783 galt er „unstreitig [als] der schönste und prächtigste in Deutschland“. Als Kurfürst Karl Theodor 1792 den Garten der Öffentlichkeit zugänglich machte, war eine Neugestaltung des Gartens unumgänglich. Sie erfolgte um den „natürlichen“ Teil, als Kurfürst Max IV. Joseph 1799 die Regierung übernahm.
Das klassisch-strenge, reine und erhabene Naturbild wurde zum Ideal erhoben. Zur großzügigen und weiträumigen Umgestaltung eigneten sich vor allem die beiden Parkhälften südlich und nördlich des Mittelkanals. Es handelte sich um geschlossene Waldgebiete, die in der Barockzeit von schnurgeraden Schneisen und Alleen durchzogen wurden. F. L. Sckell behielt das Motiv des Durchblicks in Form einer langgezogenen Schneise in jeder Parkhälfte bei, die Schneisen nahmen jedoch die Gestalt weiter Wiesengründe mit sanften Hügeln, bewegten Rändern und kulissenartigen Waldsäumen an. An Stelle der regelmäßigen barocken Bassins plante Sckell bei der Badenburg und der Pagodenburg Seen mit abwechslungsreich gestalteten Ufern: einen großen See mit Inseln im Süden, einen kleineren im Norden. Die Parkgebäude des 18. Jh. - Pagodenburg, Badenburg, Magdalenenklause, Amalienburg - blieben als Staffagen bestehen, wurden jedoch dem Landschaftsgarten vollkommen eingegliedert. Bis auf einen »Monopteros« am Seeufer gegenüber der Badenburg verzichtete Sckell zugunsten des reinen Naturbildes auf weitere Bauten. Insgesamt gesehen gehört die Gestaltung des Nymphenburger Gartens »zum Genialsten, was die landschaftliche Gartenkunst hervorgebracht hat (F. Hallbaum). Die Arbeiten zur Um- und Neugestaltung des gesamten Gartens begannen 1804 mit der Aushebung des großen Sees nordwestlich der Badenburg. Am 13. Juli 1805, dem Geburtstag von Kurfürstin Karoline, war die Gartenpartie um die Badenburg so weit fertiggestellt, daß sie mit einer festlichen Illumination des Sees vorgestellt werden konnte. Damals existierte bereits ein hölzerner »Monopteros« an der jetzigen Stelle. Den jetzigen »Monopteros« ließ König Ludwig 1. 1865 nach Entwürfen Klenzes durch K. Mühlthaler erbauen. Dominierende Elemente sind der Badenburger See und das 1808 fertiggestellte, in südwestlicher Richtung verlaufende große Wiesental. Mit der Neugestaltung der nördlichen Parkhälfte wurde um 1810 begonnen. 1826 waren die Arbeiten abgeschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren auch weitere Maßnahmen zur Verschönerung des Gartens zu Ende gebracht: die Installierung von zwei großen Fontänen vor und hinter dem Schloß sowie der Bau der hierfür notwendigen Pumpwerke und Wassermaschinen (1803/04 bzw. 1807/08); die Anlage eines botanischen Gartens mit drei Gewächshäusern an der Nordflanke des »Großen Parterres« (1807-1820) sowie die Aufstellung von neugeschaffenen Gartenskulpturen (Gruppe des Pan bei der Badenburg, Figuren vor den Gewächshäusern und im »Südlichen Kabinettsgarten«).
HINTER DEM AHA (Ha-Ha)
Der Ha-Ha ersetzt eine sichtbare Parkmauer oder einen Zaun. Er ist als trockener, deutlich unter dem Geländeniveau liegender, tiefer Graben mit steilen Böschungen. Ein Ha-Ha verhindert, dass Tiere und ungebetene Besucher in den Garten gelangen, ohne dass der Blick auf das Gelände und die umgebende Landschaft durch eine Mauer verstellt wird. Der Garten wirkt dadurch größer. Der englische Ausdruck Ha-Ha erklärt sich aus dem lautmalerischen Ausruf des Erstaunens. Der Ha-Ha wird erst beim Herantreten sichtbar, verblüfft den Besucher, der die Konstruktion oft überrascht mit „Ha- ha!“ bzw. „Aha!“ kommentiert.
KRONPRINZENGARTEN
In der Nähe der elterlichen Wohnung und im Anschluß an den Kabinettsgarten wurden für die Kinder separate Gärtchen mit »Sommerhäuschen« geschaffen. Der Kronprinzengarten (Ludwigsgarten) war die erste Arbeit Friedrich Ludwig Sckells (1799 geschaffen für Ludwig I.) Für ihn wurde auch der Pavillon errichtet, ein zweigeschossiger Holzbau, dessen achteckiger Hauptteil in beiden Stockwerken zwei Räume aufweist. Der Vorbau(„Hexenhäuschen“) soll den Eindruck einer künstlichen Ruine vermitteln. Die Wände im Innern sind mit handbedruckten Tapeten geschmückt. Ein kleiner Bach tritt zwischen Steinen wie aus einer natürlichen Felsenquelle hervor.
„Die Kunst vermöge, heißt es hier, »ein jedes Grundstück, ohne Rücksicht auf Größe, in ein Naturgärtchen zu verwandeln, wenn sie diesem nur jene Naturgegenstände zu geben trachtet, die ihm die Natur selbst würde gegeben haben.“ (Sckell)
Blick von der Großen Kaskade Richtung Pipping zur St. Wolfgangskirche. Nymphenburg ist in der Diagonale von St. Wolfgang im Westen zu St. Sylvester in Schwabing nach Osten ausgerichtet worden. Rechts von St. Wolfgang die Anlage der Blutenburg (Ausschnitt aus dem Gemälde von Franz Joachim Bleich). Die mit Brunnen versehene Abschlussarchitektur wurde nicht erstellt.
Blick nach Osten mit dem Kirchturm von St. Sylvester in Schwabing im Hintergrund