MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
ANNO 1158
Der Ortsname wurde schon im Mittelalter auf "munich/münich", also "Mönch", zurückgeführt, weshalb das erste überlieferte Stadtsiegel (1239) bereits einen Mönchskopf mit Zipfelmütze zeigt, ab 1304 einen aufrecht stehenden Mönch mit Segenshand und Gebetbuch. So ist er in stilisierter Form heute noch als Stadtwappen und Stadtsiegel gebräuchlich. Durch missverständliche Darstellungen wurde der Mönch später als Kind gedeutet und so zum "Münchner Kindl". Quelle: Daten zur Stadtgeschichte der Landeshauptstadt München
Im Augsburger Schied von 1158 ist noch keine Isarbrücke bei München erwähnt, dies geschieht erst 1180 im Regensburger Schied. Nach der Zerstörung der Föhringer Brücke durch Heinrich den Löwen blieb die Brücke bei München lange die einzige befahrbare Isarbrücke zwischen Bad Tölz und Freising.
Einer der drei steinerne Pylone (Toranlage)) über die LUDWIGSBRÜCKE mit Figuren von Bildhauer Hermann Hahn
Der Welfe Herzog Heinrich der Löwe hat sich 1156 mit seinen Gegnern, den Hohenstaufern, verglichen und das Herzogtum Bayern zurück erhalten. An der Isar, wo sich zwei alte Handelsstraßen trafen, die das Salzkammergut mit den Zentren in Schwaben, der Rheinpfalz und Burgund verbanden, fand Herzog Heinrich ein kleines Dorf zwischen Lehm- und Kiesgruben vor, das Otto Zierer in seinem Buch „Die Abenteuer der vielgeliebten Stadt“ vom Benediktinerkaplan Herbot, so beschreiben lässt: "Das ist Haidhausen. Es besteht wohl schon seit Kaiser Karls Tagen; gar mancher Salzfuhrmann, der den Freisingern ausweichen will, nimmt den gachen Steig (Gasteig) hinab, setzt über die Furt, wenn die Isar seichtes Wasser führt, und fährt drüben zu dem Dorf Sentlinga (Sendling). . . Von dort führt ein Knüppelpfad nach dem Dorf Suapinga (Schwabing), dessen niederer Holzturm in der Ferne eben noch zu erkennen ist." Otto Zierer - Anton Kammerl - München, S. 19
14. Juni 1158 erstmalige Erwähnung von „Munichen“

STADTGRÜNDUNG 1158

Heinrich der Löwe

2
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
Gürtelschnalle mit Gesichtern, Eisen mit Silbereinlage ((5. - 7. Jahrh.), eine Grabbeigabe aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld mit 862 Gräbern, in denen 881 Personen bestattet waren (Bergsonstraße-München-Aubing)
VOR - MÜNCHEN
Eiszeit Beckenknochen eines Urzeit-Elefanten (Dinotherium- Hauerelefant) Mit dem Schmelzen der Gletscher bildete sich aus einem 150 km breiten See mit wasserundurchlässigem Lehmboden die Münchner Schotterebene. Als Würm-Kaltzeit wird die letzten im Alpenraum aufgetretene Vergletscherung bezeichnet, die über die Alpen selbst hinausgingen. Sie ist nach dem Fluß Würm benannt. Die Würm-Kaltzeit kann auf den Zeitraum von etwa 115.000 bis 10.000 Jahre vor heute datiert werden. Die Jahresmitteltemperaturen während der Würm-Kaltzeit betrugen im Alpenvorland nach heutiger Messung +7 °C. Jungsteinzeit (5. Jahrh. v. Chr.) Erste namhafte Besiedlung in der Jungsteinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. (Unterföhring). Gegen Ende der Jungsteinzeit Gräber der Glockenbecherkultur in Pasing, Moosach, Zamdorf, Berg am Laim Bronzezeit (13. - 9. Jahrh.) Besiedelung an den Ufern von Isar und Würm Zu den ältesten Funden gehört ein fast 4000 Jahre altes Hockergrab aus der frühen Bronzezeit in Obermenzing Funde von Gräbern in Harlaching und im Luitpoldpark Spätbronzezeitliches Grab im Apothekenhofes der Residenz Hallstattzeit (7./6. (Jahrh. v. Chr.) In Freiham Siedlung mit mehreren Hofstellen Antike – Kelten und Römer (ab. 3. Jahrh.) Bedeutende keltische Funde des 4. bis 2. Jahrh. v. Chr. in Obermenzing und Allach-Untermenzing. Viereckschanzen in der Aubinger Lohe, in Langwied, Feldmoching und Perlach, im Westen des keltischen Königreichs Noricum Im Forstenrieder Park verläuft die Via Julia, die römische Militärstraße zwischen Günzburg (Guntia) über Augsburg, (Augusta Vindelicorum), Gilching, Gauting (BRATANANIUM) bis nach Salzburg (Iuvavum). Reste römischer Gräber in Aubing, Englschalking und Denning In Denning Reste einer Villa rustica Freiham zwei große und gut erhaltene Öfen aus der Römerzeit Grünwald Römerschanze Frühmittelalter – Bajuwaren (5. - 7. Jahrh.) Funde in Unterhaching Pasing wurden in der Josef-Retzer-Straße in Pasing ca. 130 frühmittelalterliche Gräber gefunden. Zahlreiche Grabbeigaben zeugen vom Reichtum Pasings im frühen Mittelalter. Herausragend ist vor allem die Bestattung eines Pferdes samt Zaumzeug neben seinem verstorbenen Eigentümer. Reihengräber an den Flußufern von Isar und Würm Johanneskirchen bajuwarische Siedlung Agilolfingern (Erste bairische Stammesdynastie Mitte des 6. Jahrh.) Nennung der Orte: 750 Oberföhring als „ad Feringas“ 763 Pasing als „villa Pasingas Pasing (Joef-Retzer-Straße) Reihengräberfelder mit 140 Bestattungen bajuwarischer Bewohner (freigelegt 2016) 768 Bogenhausen als „Pupinhusir“, 782 Schwabing als „Suuapinga“, Zwischen 779 und 806 Sendling als „Sentilinga“, 790 Giesing als „Kyesinga“ Romanische Heilig-Kreuz-Kirche in Fröttmaning 813 wird eine Kirchenstiftung an das Bistum Freising erwähnt, bei der es sich wohl um St. Stephan in Baumkirchen handelt. 6. Nov. 817: Erste urkundliche Nennung von Menzing Der Edle Cotescalch und sein Bruder Deotpald geben ihren Besitz zu Menzing ( "...in loco nominate mezinga ..." ) an die Kirche in Freising. 1325: Der Weiler Pipping wird erstmals urkundlich erwähnt, als Otto Teufelhart, Bürger zu München, vom Kloster Wessobrunn die Herrschaft über Güter zu Obermenzing, Pipping und Moosach gegen die Entrichtung von 32 Pfund Münchner Pfennige hat. Am 3. Mai 1350 und am 10. Juni 1356 treten ein Chunrat (Konrad) der Alte von Menzing und andere in Urkunden des Angerklosters in München als Bürge auf. 12. März 1365: Als Siegelzeugen treten Chunrat der Frey und Hainreich der Vischer von Nidern Menzing auf. 1397: Im "Wessobrunner Urbar" werden erstmals ausführlich die Besitzungen des Klosters in Obermenzing und Pipping beschrieben, nämlich 3 (Ganz-) Höfe, 3 Huben (Halbhöfe), 3 Lehen (Viertelhöfe), die Mühle und die Hofstatt bei der Brücke in Obermenzing und 2 Höfe in Pipping, sodann in Untermenzing der „Fauchthof" und das „Lechen" (= Lehengut oder auch Lehen als ¼-Hof). Romanische Kirchen (im Kernbereich) Heilig Kreuz in Fröttmaning (älteste Kirche im Stadgebiet - erwähnt 815) In St. Johann Baptist in Johanneskirchen, St. Martin in Moosach St. Nikolaus in Englschalking. Nennung vor der Nennung Münchens 1149 Milbertshofen als „Ilmungeshofen“ Harlaching als „Hadaleichingen“
Munichen
Vor- und frühgeschichtliche Besiedlung: Freiham Im Vorfeld zur Errichtung des neuen Stadtquartiers in München-Freiham wurde das Areal zwischen Bodenseestraße im Süden bis hin zum Aubinger Friedhof im Norden archäologisch untersucht. Beim ältesten Befund handelt es sich um ein spätneolithisches Hockergrab. Anhand geborgener Keramik- und Metallfragmente lässt sich ein Teil der dort zahlreich freigelegten Hausgrundrisse und Brunnen in die Bronze- und Hallstattzeit datieren. Die jüngsten Funde sind Öfen und Gräber der spätrömischen Kaiserzeit. Die neu gewonnenen Erkenntnisse über die vorgeschichtlichen und kaiserzeitlichen Besiedelungsverhältnisse in München sind von großer Bedeutung. Grundsätzlich zählen alle Ortschaften, die auf „ing“ enden, zu den frühesten mittelalterlichen Siedlungen. Im frühen Mittelalter war das Münchner Gebiet eher unbedeutendes Gebiet Herausragend Ereignisse waren: Der baierische Herzog Tassilo III. hielt im Jahre 756 die Synode von Aschheim ab. Der Frankenkönig Karl der Große verleibte sich dann im Jahre 788 das bis dahin selbstständige Herzogtum Baiern in sein Reich ein.

VORGESCHICHTE

3
Urkundliche Erwähnung, die später als München erfolgten 1163 Neuhausen als „Niwenhusen“, 1166 Forstenried als „Uorstersriet“ 1200 Denning als „Tenningen“
Verzierter Glockenbecher vom Ende der Steinzeit (bei Germering)
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
4

Ausgrabungen in Aubing

FRÜHMITTELALTERLICHES GRÄBERFELD

862 Reihengräber aus der Zeit zwischen 470 n. Chr. und 700 n. Chr. Es ist die Zeit zwischen Ende des Römerreiches und dem Entstehen des Bajuwarenstammes. zwei Bronzefingerringe sind mit christlichen Symbolen versehen (5 Jahrh.).
Silberne Gewandverschlüsse
Sonnenamulett
Gefäße aus Glas
Collier aus Gold und Glas
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
5
ANNO 1010
Aubing wird unter „Ubingun“ in der Urkunde, ausgestellt in Regensburg am 16. April 1010, zum ersten Mal erwähnt. Kaiser Heinrich II. (1002-1024) bestätigte darin eine Rückgabe von Besitzungen und Rechten an das Kloster Polling mit seinem Monogramm und Siegel:
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
6
Romanische Kirchen (im Kernbereich) Heilig Kreuz in Fröttmaning (älteste Kirche im Stadtgebiet - erwähnt 815) In St. Johann Baptist in Johanneskirchen, St. Martin in Moosach St. Nikolaus in Englschalking. Nennung vor der Nennung Münchens 1149 Milbertshofen als „Ilmungeshofen“ Harlaching als „Hadaleichingen“ Urkundliche Erwähnung, die später als München erfolgten 1163 Neuhausen als „Niwenhusen“, 1166 Forstenried als „Uorstersriet“ 1200 Denning als „Tenningen“
St. Nikolaus in Englschalking
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
ANNO 1157/58
2. AUGUST 2008 850 Jahre München
Großes STADTGRÜNDUNGSFEST
Grundsätzlich zählen die Ortschaften, die auf „ing“ enden, zu den frühesten mittelalterlichen Siedlungen. An Ereignisse sind zu nennen: Der baierische Herzog Tassilo III. hielt im Jahre 756 die Synode von Aschheim ab. Der Frankenkönig Karl der Große verleibte sich im Jahre 788 das bis dahin selbstständige Herzogtum Baiern in sein Reich ein. Die Agilolfinger Herzöge errichteten bereits um 700 n. Chr. auf einem Berg bei „Frigisinga“ eine Pfalz. Die Freisinger Bischöfe genossen bald hohes Ansehen bei den Königen und Kaisern. Im Jahr 903 erwarb der Freisinger Bischof Waldo den Marktplatz Feringa (Föhring). In der Folge konnte Freising den Profit vom Salzhandel auf der Straße von Salzburg nach Augsburg an der Isarbrücke in der Nähe des heutigen Stauwehrs Oberföhring abschöpfen. Die Einnahmen waren so lukrativ, dass mit dem Brückenzoll die 903 abgebrannte Freisinger Domkirche wiederaufgebaut wurde. Herzog Heinrich der Löwe war nicht gewillt, die Beschränkungen von Seiten des Bischofs Otto auf seinem Gebiet zu akzeptieren. Er überfiel Anfang des Jahres 1157 den reichen und blühenden Markt Vöhring und zerstörte dort das bischöfliche Schloß, die Münzstätte und die Isarbrücke.
Festzug in Oberföhring mit nachgestelltem Salztransport
Oberföhring

Oberföhring

7
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
„Kaiser Friedrich Barbarossa belehnt zu Altenburg Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach mit dem Herzogthum Bayern (1180)“ "Fresco Gemälde aus der Geschichte der Baÿern, in den Arcaden des Hofgartens zu München"
Otto I. Otto VI. von Scheyern-Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, der sich auf Friedrich I. Barbarossas Italienzügen ausgezeichnet hatte, erhielt nach der Absetzung des welfischen Herzogs Heinrichs des Löwen 1180 das Herzogtum Bayern, worauf er sich fortan Otto I. von Wittelsbach, Herzog von Bayern, nannte.

13. JAHRHUNDERT

8
ANNO 1180

Otto I.

SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
Einsturz der Innbrücke bey Mühldorf mit den darüberfliehenden Böhmen, 1258. "Fresco Gemälde aus der Geschichte der Baÿern, in den Arcaden des Hofgartens zu München"
Herzog Heinrich XIII. (1235-1290) Nach dem Tod seines Vaters (Herzogs Ottos II.) übernahm Heinrich (der Zweitgeborene) 1253 gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig II. die Regierung Bayerns und der Pfalz. Heinrich bekam das größere, reichere und fruchtbarere Niederbayern und verzichtete damit auf die Pfalz, die zusammen mit Oberbayern zum Herrschaftsbereich Ludwigs gehörte. Er leitete ab 1255 den ersten großen Ausbau der Burg zu Burghausen ein, die ihm und nachfolgenden Herzögen von Niederbayern zusammen mit der Burg Trausnitz in Landshut als Residenz diente. Heinrich zog sich mit der Landesteilung auch den Unmut der Bischöfe seines Landesteils, Passau, Regensburg und Salzburg, zu, die gleichzeitig zur eben neu geschaffenen böhmisch-österreichischen Monarchie Ottokars von Böhmen gehörten. Deshalb schloss der Passauer Bischof Otto von Lonsdorf 1257 mit Ottokar II. ein Schutz- und Trutzbündnis gegen die bayerischen Herzöge. Im August 1257 drang der böhmische König nach Niederbayern ein und rückte bis Altfraunhofen südlich der Residenzstadt Landshut vor. Mit Unterstützung seines Bruders konnte Heinrich Ottokar 1258 bei Mühldorf am Inn zurückschlagen. Die Einigkeit zwischen den Brüdern war allerdings nicht von Dauer, später gab es ständige Zwistigkeiten und Kriege zwischen ihnen.
ANNO 1257/58
Herzog Ludwig II., der Strenge (1229 - 1294) Seit der Landesteilung von 1255 regierte er das Herzogtum Oberbayern. Seinen Beinamen bekam er in Folge der von ihm befohlenen Hinrichtung seiner ersten Ehefrau. München wurde unter seiner Herrschaft erstmals Residenzstadt, wo Ludwig im Alten Hof regierte. Ludwig II. war der Vater Ludwigs des Bayern, der ab 1314 römisch- deutscher König und ab 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war.

13. JAHRHUNDERT

9

Einsturz der Innbrücke bey Mühldorf 1258

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
Das Wandfresko am Isartor nach einer Zeichnung von Peter Cornelius zeigt den „Feierlichen Einzug Ludwigs des Bayern nach seiner siegreichen Schlacht gegen den Habsburger Friedrich den Schönen bei Mühldorf im Jahre 1322“.
Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. , der 1313 auf seinem Italienzug gestorben war, kam es 1314 in Sachsenhausen und Frankfurt zu einer Doppelwahl. Daraus entbrannte der Thronstreit zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen, der sich nur noch mit Waffengewalt entscheiden ließ. Die am 28. September 1322 bei Mühldorf am Inn (bzw. Ampfing) geschlagene Schlacht entschied den Streit um die deutsche Reichskrone zugunsten Ludwigs des Bayern. Der Wittelsbacher bezwang den Habsburger Gegenkönig, der mit einigen Gefolgsleuten in Gefangenschaft geriet und von Ludwig bis 1325 in Haft gehalten wurde.
10

Wandfresko am Isartor - Einzug Ludwigs des Bayern

SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
ANNO um 1328
Die durchschnittliche Lebensdauer betrug zu Beginn des 14. Jh. etwa 35 Jahre. Sie wurde wesentlich vom Ausmaß der Säuglings- und Kindersterblichkeit bestimmt, sodass in einer Population mit einer mittleren Lebenserwartung von 35 Jahren durchaus Hundertjährige anzutreffen waren. Man hat gefunden, dass mehr Männer zwischen 40 und 60 Jahren (maturus) starben als zwischen 20 und 40 (adultus); für Frauen galt das umgekehrte Verhältnis. Das Jugendalter (14 - 20 Jahre) durften 30,1 % der geborenen männlichen und 24,8 % der weiblichen Individuen erwarten. Für das Erwachsenenalter (20 - 40 Jahre) waren es 28,4 % bzw. 23,2 %. Das Alter (40 - 60 Jahre) erreichten jeweils 14 %. Das Greisentum (über 60 Jahre) erlebten jeweils 10 %. Quelle: Mittelalter Lexikon
LUDWIG DER BAYER * 1282 oder 1286 in München; † 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck Ab 1314 römisch-deutscher König und ab 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. wurden im römisch-deutschen Reich im Jahre 1314 mit dem Wittelsbacher Ludwig und dem Habsburger Friedrich zwei Könige gewählt und gekrönt. Der Thronstreit dauerte mehrere Jahre an und fand in der Schlacht bei Mühldorf 1322 eine Vorentscheidung für die wittelsbachische Seite. Ludwigs Eingreifen in Norditalien entfachte einen Konflikt mit dem Papsttum. Er verfiel 1324 der Exkommunikation und blieb bis zu seinem Tod im Kirchenbann. Während des Konfliktes mit der Kurie entwickelte sich die Reichsverfassung in eine säkulare Richtung. Im Jahre 1328 fand eine „papstfreie“ Kaiserkrönung statt, indem Ludwig die Kaiserkrone vom römischen Volk empfing. Seit den 1330er Jahren verfolgte Ludwig eine intensivere Hausmachtpolitik und erwarb mit Niederbayern und Tirol große Gebiete. Der Herrschaftsausbau gefährdete aber auch die Konsensherrschaft mit den Fürsten. Diese Spannungen im Gleichgewicht zwischen Fürsten und Kaiser führten 1346 zur Wahl Karls IV. als Gegenkönig. Ludwig starb 1347 im Kirchenbann.
Das Zentrum des Reiches war dort, wo Ludwig sich mit seinem Hof aufhielt. Ludwig verbrachte in seinen 33 Herrschaftsjahren nur 2000 Tage in München. Königliche Hoftage oder Reichsversammlungen fanden in München nicht statt.
Denkmal am Nordeingang zum Alten Hof von Hans Wimmer
LUDWIG DER BAYER UND DIE STADT MÜNCHEN „Das politisch und wirtschaftlich aufstrebende München . . . fand in Kaiser Ludwig dem Bayern seinen überragenden Förderer. Das Kaisertum . . . brachte der bayerischen Metropole gegenüber den anderen Städten des Reiches zunächst eine klare Rangerhöhung durch die Aufbewahrung der Reichskleinodien in der Kapelle der Herzogsburg, des sog. Alten Hofs, während der Jahre 1324-1350. „ „Die wirtschaftlichen Privilegien Ludwigs des Bayern beinhalteten konsequenterweise auch Bestätigungen von seit langem bestehenden Gewohnheitsrechten, so dem Stapelrecht für Salz (alles Salz mußte in München zunächst gelagert und vor dem Weitertransport zum Kauf angeboten werden), dem Wegzwang (zwischen den Salzproduktionsstätten und Landshut durfte nur bei München Salz über die Isar geführt werden) und dem Salz-Senderecht (nur auf Münchner Transportmitteln durfte Salz befördert werden).“ „Den Höhepunkt seiner Gunstbezeugungen jedoch bildete die Bestätigung des Münchner Stadtrechtsbuches 1340 , einer Sammlung tradierter Satzungen privat-, prozeß- und strafrechtlichen, vereinzelt auch verwaltungskodifiziertes Recht, die Rechtsprechung verläßlicher und den Gerichtsgebrauch zugänglicher machte.“ „Europaweite Bedeutung erlangte München zur Zeit Ludwigs des Bayern als Emigrantenzentrum jener großen, antikurialen Geister, die hier, am Alten Hof Platz und im Franziskanerkloster (auf dem Platz vor dem heutigen Nationaltheater), auf der Suche nach frei er publizistischer Betätigung willkommene Aufnahme fanden. Der englische Minorit William Ockham , der General der franziskanischen Fratizellenbewegung Michael von Cesena , sein Ordensprokurator Bonagratia von Bergamo , der ehem. Minoritenprovinzial Heinrich von Talheim , der Pariser Magister Marsilius von Padua und andere mehr machten München während der Jahre 1330 bis 1340 zum großen Kampfzentrum gegen das päpstliche Avignon. Ihrer geistigen Waffen bediente sich Ludwig der Bayer in seinem Kampf gegen die Päpste Johannes XXII. und Benedikt XII.“ Dr. Elisabeth Müller-Luckner im Katalog zur Ausstellung auf der Burg Trausnitz in Landshut (1980) Band I/2 - S. 242 f.
Kenotaph in der Frauenkirche
Im Jahre 1328 fand die „papstfreie“ Kaiserkrönung statt, (Fresko in den Hofgartenarkaden)

14. JAHRHUNDERT

Kaiser Ludwig der Bayer

11
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
12
Tafel in der Gruft der Frauenkirche
Denkmal von Ludwig der IV., der Bayer (*1282 - †1347) am Kaiser-Ludwigs-Platz (1886) in der Ludwigsvorstadt.
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
13

15. JAHRHUNDERT

Was geschah zu jener Zeit Für die Zeit als St. Georg in Obermenzing im 15. Jahrhunderts seine prägende Gestalt erhielt, sind es folgende Ereignisse, die ich herausheben möchte: 1397–1402 Aufstand der Zünfte gegen Patrizier und die Wittelsbacher 1417 endet mit dem Konzil von Konstanz die zeitweilige Glaubensspaltung innerhalb der lateinischen Kirche mit konkurrierenden Papstansprüchen in Rom und Avignon (Abendländisches Schisma). 1417 wird die Obermenzinger Tafernwirtschaft (heute „Alter Wirt“) an einen neuen Besitzer übergeben. 1422 fand mit der Ingolstädter Niederlage bei Alling und dem Friedensgebot des Königs und späteren Kaiser Sigismund der bayerische Krieg sein Ende. 1429 führt Jeanne d’Arc die französischen Truppen zu einem Sieg gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg. 1419 bis 1436 waren die Hussitenkriege in Mitteleuropa. 1435 Herzog Ernst (reg. 1397-1438) lies Agnes Bernauer (geb.1410 als Baderstochter in Augsburg), die Geliebte (vielleicht auch Ehefrau) seines Sohnes Wilhelm (als Wilhelm III, reg. 1438-60) in Straubing verhaften, vor Gericht stellen und schließlich von der Donaubrücke in den Tod stürzen. 1436 heiratete Albrecht III. die Herzogin Anna von Braunschweig-Grubenhagen, mit der er zehn Kinder hatte. 1440 wird der spätromanische Bau von St. Georg um das Langhaus nach Westen erweitert und erhöht und der Chor eingewölbt. Das Weihejahr war wahrscheinlich 1444. Nikolaus von Kues, latinisiert Cusanus, (1401–1464), der bedeutend Universalgelehrte, Philosoph, Mathematiker und Diplomat wirkt in der Epoche des Übergangs zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Sein Denken kreiste um das Konzept des Zusammenfalls der Gegensätze zu einer Einheit (Gott), in der sich die Widersprüche zwischen scheinbar Unvereinbarem auflösen. 1429 wütete in München wieder ein zerstörerisches Feuer, dem Teile der Stadt zum Opfer fallen. Die Stadtbefestigung wurde durch einen äußeren Mauerring verstärkt. 1435 wurde von Albrecht III. Schloss Blutenburg erbaut, das jedoch bereits auf eine Wasserburg des 13. Jahrhunderts zurückging. 1431 – 1945 Die Konzilen von (Basel–)Ferrara–Florenz- (Rom) stellen die letzten dar, die versuchten, die Kirchen des Ostens und des Westens wieder zu vereinigen, was aber fehlschlug. Die westliche Kirche beschloss das Zusammengehen mit einigen östlichen Kirchen: der armenischen, der maronitischen, der nestorianischen und der jakobitischen. 1442 wurden die Juden durch Herzog Albrecht III. aus der Stadt und aus ganz Oberbayern vertrieben. Erst 250 Jahre später wurde jüdische Ansiedlung wieder gestattet. 1450 erfindet Johannes Gutenberg den Satz mit beweglichen Lettern und bricht damit das Informationsmonopol der Kirche. 1453 fällt Konstantinopel an das Osmanische Reich. 1460 ereignete sich ein weiterer Stadtbrand in München. 1460 Siegmund (Sigismund) übernimmt das Herzogsamt und regiert bis zu seinem Amtsverzicht 1467. Bis 1463 mit seinem Bruder Johann IV., ab 1465 mit seinem Bruder Albrecht IV. (reg. bis 1508) 1468 Grundsteinlegung zur Münchner Frauenkirche (Baumeister Jörg von Halspach, auch Halsbach, Ganghofer oder „Jörg von Polling“ genannt. 1478-80 Bau St. Wolfgang in Pipping 1492 Bau St. Martin in Untermenzing 1488-97 Bau Schloßkapelle in der Blutenburg 1494 Einweihung des Neubaus der Frauenkirche in München 1501 Sigismund verstirbt zu Blutenburg und wird im Grab Kaiser Ludwigs des Bayern in der neu errichteten Frauenkirche bestattet. Die Zeit der Spätgotik geht zu Ende und wird in der Regentschaft von Herzog Wilhelm IV. (1508- 50) von der Zeitepoche der Renaissance abgelöst. Im 15. und 16. Jahrhundert verweltlichte das Papsttum zunehmend. Reformversuche von Erasmus von Rotterdam und Martin Luther wurden von Rom nicht aufgegriffen und so erfolgte die Spaltung der Kirche in die römisch-katholische und in die protestantischen Kirchen.
v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY

Vor 500 Jahren - Bannbulle gegen Luther

3. Januar 1521 Leo X. vollzog 1521 die angekündigte Exkommunikation Martin Luthers, nachdem Luther seine Thesen nicht widerrufen hat. Luther und seine Anhänger wurden zu Häretikern! Wenn Martin Luther heute in einem ökumenischen Arbeitskreis sitzen würde, wo man sich über Abendmahl und Eucharistie zu verständigen sucht, welche Position würde er vertreten? Johanna Rahner in der ZEIT: „Er würde gar nicht wissen, wovon wir reden, weil sein Eucharistieverständnis schlicht katholisch war, und das nicht nur, weil »Katholikos« ja auf Griechisch „allgemein oder umfassend“, das heißt auf die ganze Christenheit bezogen, heißt. Erst mit der nach der Reformation einsetzenden Konfessionalisierung wird »katholisch« zu einem konfessionellen Begriff.“ „Luthers Abendmahlsverständnis ist eigentlich »gut katholisch«, auch wenn er für manches andere Begriffe oder Denkformen kennt. Nach seiner Exkommunizierung war plötzlich manches nicht mehr katholisch. Dadurch hat die römische Kirche wesentliche Inhalte verloren. Sie ist theologisch verarmt.“

München und die Reformation

Luthers Wirken trug von Anfang an seine Wogen auch in die Mauern unserer Stadt, trotz der Stellung der bayerischen Herzöge gegen die neue Lehre. 1519/20 druckte Schobser Schriften des Reformators. 1527 begannen in München die Prozesse, Massenprozesse zum Teil, gegen die Wiedertäufer, die man schärfer verfolgte als die eigentlichen Anhänger Luthers. Wer von den Wiedertäufern im Prozeß widerrief, wurde enthauptet, wer nicht, verbrannt wurde. . .ertränkt. 1528 wurden einmal sechs Münchner Handwerker als Wiedertäufer in einem »Stüblein« verbrannt. Starke protestantische Neigungen traten in der Münchner Bürgerschaft hervor, teilweise bedingt auch durch einen Verfall der geistlichen Zucht. Herzog Wilhelm mußte 1525 für die Hilfe im Bauernkrieg der Stadt versprechen, »Ordnung in der Geistlichkeit für-zunehmen«. 1531 hieß es, der Rat gehe trotz der herzoglichen Religionsmandate so wenig gegen die Lutheraner vor, weil er selbst halb lutherisch sei, und ein paar Jahrzehnte später nannte Petrus Canisius München eine schöne, aber von Ketzern verdorbene Stadt. Auf den bayerischen Landtagen und auch beim Herzog selbst drangen vor allem die Vertreter Münchens auf Gewährung des Laienkelches, auf die Kommunion unter beiden Gestalten, weil man sonst Unruhen im Volk zu befürchten hätte. Dabei bestand in der Frauenkirche eine alte, aber wohl längst vergessene Stiftung Burkard Wadlers aus dem Jahr 1318, nach der vom Gründonnerstag bis Ostersonntag die Kommunion unter beiden Gestalten gespendet werden sollte. Die Klage des Rats von 1570 über die Abwanderung vieler vermögender Bürger wegen des Glaubens zeigen das Eindringen des Protestantismus. Das Augustinerkloster war um 1550 verfallen und hatte nur noch drei Mönche. Dort soll Luther 1510/11 Luther auf seiner Romreise noch gut päpstlich gepredigt haben. Aus „Lebendiges München“ Hrsg: Rolf Flügel - Michael Schattenhofer: Im Zug der Geschichte - S. 32

16. JAHRHUNDERT

14
Lorenz Westenrieder (1748 -1829) Theologe, Pädagoge, Historiker und Publizist der Aufklärung. Jesuitengymnasium München (heute: Wilhelmsgymnasium) - Studium der Philosophie und Theologie - Priesterweihe - 1808 Direktor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In dieser Funktion setzte er sich für die Entwicklung der Lithographie ein.1779 trat er in den Illuminatenorden ein, den er aber zum Jahresende wieder verließ. Westenrieder war ein Anhänger einer gemäßigten Aufklärung. Neben seinen historischen und theoretischen Werken schrieb er auch Romane und Theaterstücke. Westenrieder gilt als einer der bedeutendsten bayerischen Schriftsteller des 18. und beginnenden 19. Jahrh. Die Grabstätte befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München.
Westenrieder: Aus der Geschichte von Baiern für die Jugend und das Volk (1785) über die Gefährdungen der „Katholischen Religion“ zu Zeit Wilhelm IV. (1508-1550)
undert.
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
15
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
AM MARIENPLATZ
Metzgersprung im alten Fischbrunnen
Lithographie von Gustav Kraus
PESTEPEDEMIEN METZGERSPRUNG & SCHÄFFLERTANZ
ANNO 1563
1563 wurde der Südfriedhof als Pestfriedhof außerhalb der Stadtmauern angelegt. Im Winter 1635, während des 30-jährigen Krieges, starben von den damals 20.000 Einwohner Münchens 15.000 an der Pest. Die Mariensäule kann sowohl als Pestsäule gedeutet werden, oder auch als ein Dankgeschenk von Herzog Maximilian I. für die Churwürde von den pfälzischen Wittelsbachern für die bayrischen Wittelsbacher, als auch als Dank nach dem Schwedenkrieg. Die Pest-Epidemien brachten eine Belebung der Verehrung des Heiligen Sebastians, als einer der 14 Nothelfern. Er wurde verehrt, da eine Pestepidemie in Rom im Jahre 680 auf seine Fürbitte hin erloschen sein soll. Ein Putto der Mariensäule zertritt einen Basilisken , der ein Symbol für die Pest darstellt. Wie der Schäfflertanz ist auch der Metzgersprung in der Pestzeit aufgekommen. Die Zünfte der Metzger und Schäffler zogen in fröhlichem Tanz und mit klingendem Spiel durch die noch verödeten Gassen der Stadt, um die ängstlichen Bürger wieder aus ihren Häusern heraus auf die Straße zu locken. Durch der fröhlichen Umzug und dem grotesken Sprung in den Fischbrunnen soll es gelungen sein, die verängstigten Menschen wieder aus ihren Häusern herauszulocken. Da das Treiben oft zu Ausschreitungen führte, verbot der Kurfürst Karl II. Theodor 1793 den Metzgersprung. Maximilian II. aber ließ den Volksbrauch wiederaufleben. 1954 wurde der Metzgersprung eingestellt, heute aber durch die Metzger-Innung in Abständen von 3 Jahren wieder aufgeführt.
1635/38
1639 wurden auf dem Sockel vier Bronzeputten hinzugefügt, welche sich allegorisch auf den Psalm 91 Vers 13 beziehen, der in gekürzter Form auf den Schilden wiedergegeben ist: „Super aspidem et basiliscum ambulabis et leonem et draconem conculcabis“ - „über die Schlange und den Basilisken wirst du schreiten und den Löwen und den Drachen wirst du zertreten.“ Die Heldenputti stehen im Kampf mit vier als Tiere dargestellten Menschheitsplagen.
Erinnert man sich im religösen Bereich heute an frühere Epidemien und an die volksfrömmigen Rituale, die damals Hilfe bringen sollten? Sind demnach Bittprozessionen, die Aussetzungen des Allerheiligsten an öffentlichen Orten, Weihwasserbesprengungen von Brücken und Straßen und das Beten des Rosenkranzes wieder Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus? Lehrt die Not wieder Beten? „Beten hilft nicht aus der Not, aber vielleicht in der Not und zwar dann, wenn man nichts mehr machen kann, aber dennoch nicht untätig sein will. Beten wird zur Absage an resignative Tatenlosigkeit und kann dennoch Ohnmachtserfahrungen nicht abstreifen.“ “Der gut gemeinte Rückgriff auf traditionelle Andachtsformen hat auch religiöse Anachronismen befördert. Er belebte magische Missverständnisse sakramentaler Glaubenspraxis. Eine säkulare Gesellschaft kann darauf nur mit Unverständnis reagieren.“ (Hans-Joachim Höhn).
ANNO2020/21
CORONA
16

EPEDEMIEN - METZGERSPRUNG

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
STADTMODELL VON JAKOB SANDTNER
ANNO 1570
ANNO 1568
AM MARIENPLATZ
Turnier anläßlich der Vermählung Herzog Wilhelm V. mit Renata von Lothringen
nach Radierung von Nikolaus Solis
17

STADTMODELL VON JAKOB SANDTNER

MARIENPLATZ

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
Burgstraße 5 Spätmittelalterliches Bürgerhaus, 15./16. Jahrhundert, als Stadtschreiberhaus und Weinstadel 1550-52 umgebaut, mit reicher Fassadenmalerei von Hans Mielich. Rest eines Arkadenhofes
1520 wurde das Zeughaus erbaut, in dem sich heute das Stadtmuseum befindet. Herzog Albrecht V 1555 wurde von Herzog Albrecht V. (1550–1579) der Protestantismus ganz verboten. München wurde zu einem Zentrum der Gegenreformation. Jesuiten gründeten 1560 das erste Münchner Gymnasium, das Jesuiten-, später Wilhelmsgymnasium. Berufung des Komponisten Orlando di Lasso nach München. Für seine Kunstsammlungen errichtete der Herzog das Gebäude der Alten Münze. Ab 1558 wurden eine Reihe von Zentralbehörden geschaffen: Die Bayerische Staatsbibliothek, der Geistliche Rat 1556 und die Hofkammer 1570. Daneben wurde 1560 mit dem Umbau der „Neufeste“, und ihrer Erweiterung bis an die heutige Residenzstraße begonnen. Die Residenz mit Hofgarten entstand. 1568 Hochzeite zwischen dem späteren Herzog Wilhelm V. und Renata von Lothringen statt. Die Hochzeit wird auch im Glockenspiel am Münchner Rathaus dargestellt. Herzog Wilhelm V. Im Auftrag von Wilhelm V. wird für die Jesuiten ab 1583 die Michaelskirche und die Alte Akademie errichtet. Bildhauerkunst, geprägt von Hubert Gerhard und Hans Krumpper. Maler an Wilhelms Hof unter anderen Hans von Aachen und Peter Candid. Um von teuren Importen unabhängiger zu werden, gründete Herzog Wilhelm V. 1589 für das Brauen von braunem Bier das Hofbräuhaus und 1607 wurde das weiße Hofbräuhaus (für das Brauen von Weißbier) am Platzl gebaut.
16. Jahrh.
Hans Mielich oder Zentz 1516-1573 Geboren und Gestorben in München. Er wirkte in der späten Renaissancezeit über 30 Jahre lang als Maler des wohlhabenden Bürgertums. Sein Werk umfasst Porträts, Miniaturen und Buchmalereien. Das bekannteste Werk ist der Hochaltar des Liebfrauenmünsters von Ingolstadt.
ALBRECHT IV. (1550–1579) WILHELM V. (1579–1597)
18

16. JAHRHUNDERT

Hans Mielich

Herzöge Albrecht IV. & Wilhelm V.

WILHELM IV. (1508–1550)
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
19
Um 1517 soll Herzog Wilhelm IV. (1508–1550) den Schäfflern das Recht gegeben, ihren Tanz alle sieben Jahre aufzuführen. Mit der Gemäldesammlung des Herzogs beginnt die Geschichte der Alten Pinakothek. Die Berufung von Ludwig Senfl im Jahre 1523 markiert den Beginn der Geschichte des Bayerischen Staatsorchesters. Der Besuch Kaiser Karls V. in München am 10. Juni 1530 mit zahlreichen Kardinälen, Bischöfen, Fürsten, Pfalzgrafen, Adligen und Rittern, als er nach seiner Kaiserkrönung durch den Papst von Bologna über Innsbruck kam, um weiter zum Reichstag nach Augsburg zu reisen, wurde zu einem der prunkvollsten Ereignissen im 16. Jahrhundert.
KARL V. „plus ultra - immer (noch) weiter“ Oper von Ernst Krenek am Nationaltheater in München (2019) Der Habsburger Karl V., herrschte in einem Reich, in dem die Sonne nie unterging. In seine Regierungszeit fiel die Auseinandersetzung mit Martin Luther und der Reformation: Er führte Kriege, unter anderem gegen die Osmanen und gegen Frankreich. Die Bayerische Staatsoper zeigte das Werk von Ernst Krenek in der Regie von Carlus Padrissa mit der Theatergruppe "La Fura dels Baus" in einer eindrucksvollen Art. Karl V. (gesungen vom dänischen Tenor Bo Skovhus) reflektiert darin nach seiner Abdankung darüber, wie die unterschiedlichen lokale Interessen, das Katholische, das Menschliche in den eroberten Gebieten, in einem gemeinsamen Staat beachtet werden könnte und wie er dabei scheiterte und verzweifelte. "Mit diesem Mann starb eine Zeit" so Krenek, der von den Nazis verachtet wurde und in die USA emigrierte. Die Figuren von Tizians Jüngstes Gericht werden zu bewegenden Bildern. In Wasser- und Feuerszenen fliegen Figuren durch die Lüfte, das Ganze in permanent bewegten Spiegelbildern. Eine Aufführung die begeisterte.
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
20
Salvator mundi Christus als Retter der Welt mit der Weltenkugel unter dem Kreuz segnend erhobener Hand. Höher als die weltlichen Standbilder steht deren Lenker und verleiht Gnade und Frieden.
Otto
Theodo
Theodovalda
Tassilio I. (um 600)
Herzog Otto I. (1180-1183)
Karl der Große (768-814)
König Christoph III. von Dänemark 1439-48)
Herzog Albrecht IV. -der Weise (1465-1508)
Ruprecht III. von der Pfalz, Kurfürst und König (1398-1410)
Kaiser Maximilian I. (1493-1519)
Kaiser Ludwig IV. -der Bayer (1314-1347)
Herzog Albrecht V. - der Katholische (1528-1579)
Herzog Wilhelm V. - der Fromme (1579-1597)
Kaiser Karl V. (1519-1556)
Kaiser Ferdinand I. - der Fromme (1556-1564)

ST. MICHAEL

Theodovalda - Otto - Theodo Drei legendäre Wittelsbacher Brüder aus dem Hause der Agilolfinger nahmen nach Aventinus (Johann Thurmair, 1477-1534) erstmals dem christlichen Glauben an. Wirklich gelebt hat vermutlich nur Theodo. Die Figuren entstanden durch Umgestaltung antiker Imperatorenstandbilder aus dem Antiquarium der Residenz.
Tassilio I. (nicht zu verwechseln mit Tassilo III. - Gegner Karl des Gro0en) wurde vom Frankenkönig Childebert 592 in Bayern als König eingesetzt, um das Land gegen Slawen und Awaren zu verteidigen. Er stiftete das erste „Closter in Baiern und ganzen Teuschland“ (Aventinus).
Otto, der Fahnenträger, Freund und Berater Friedrich Barbarossas, hatte diesem in der Veroneser Klause das Leben gerettet und erhielt für seine Dienste Bayern als Lehen. Mit ihm beginnt die Reihe der Wittelsbacher Herzöge in Bayern.
Karl der Große Zu den kaiserlichen Attributen gehören Reichs- apfel, -schwert und ein Adler. Karl galt als Vorläufer der Wittelsbacher und größter Herrscher Bayerns.
König Christoph III. aus der pfälzischen Nebenlinie der Wittelsbacher, die mit diesem Herrscher erlosch- wurde aufgrund seiner Abstammung mütterlicherseits König von Dänemark, Schweden und Norwegen.
Herzog Albrecht IV. galt als ein trefflicher Verwalter des Staates, lies Straßen bauen, förderte den Handel und zog auch die Geistlichkeit zum Tragen weltlicher Lasten heran. Er unterstützte die klösterliche Reform- bewegung und galt als besonderer Freund der Bildung.
Ruprecht III. Er wurde 1400 als Gegenkönig von König Wenzel gewählt. In einer wirren Zeit setzte er sich nachdrücklich für Ordnung in Staat und Kirche ein.
Kaiser Maximilian I. Der „letzte Ritter“ auf dem Kaiserthron trägt die Reichsinsignien Krone, Reichsapfel und Reichsschwert sowie auf der Brust den Orden vom Goldenen Vlies.
Kaiser Ludwig IV. der Fahnenträger, Freund und Berater Friedrich Barbarossas, hatte diesem in der Veroneser Klause das Leben gerettet und erhielt für seine Dienste Bayern als Lehen. Mit ihm beginnt die Reihe der Wittelsbacher Herzöge in Bayern.
Herzog Albrecht V. Der Kirchenstifte Wilhelm V. und sein Vater Albrecht V. stehen an hervorgehobener Stelle. Wilhelm gab seinem Vater wegen seiner Verdienste um die Kirche den Beinamen „der Katholische“. Nachdem schon Wilhelm IV. die ersten Jesuiten nach Ingolstadt holte, gründete Albrecht V. das Ingolstädter Jesuiten- kolleg und berief den Orden nach Müchen.
Herzog Wilhelm V. Er stützt sich auf das Modell von St. Michael (mit Turm), das ihn als Stifter kennzeichnet. Der Orden vom Goldenen Vlies weist auf seine Verdienste um die Kirche hin.
Kaiser Karl V. mit Krone, Lilienzepter und Orden vom Goldenen Vlies. Den rechten Fuß setzt er auf eine Kugel, Zeichen seiner weltum- spannenden Regierung, in dessen Reich „die Sonne nicht unterging“. Er galt als mächtigster Kaiser nach Karl dem Großen wie auch als Schutzherr der Kirche. In der Zeit der Reformation blieb er dem alten Glauben treu.
Kaiser Ferdinand I. Der Kaiser, Bruder und Nachfolger Karls V. nach dessen Abdankung, ist mit Krone und Orden vom Goldenen Vlies dargestellt, die Linke auf den Reichsapfel gestützt. Wilhelm V. nannte diesen Herrscher „pius“. Unter Ferdinand wurden die ersten Jesuitenkollegien in Deutschland gegründet.
DIE SPRUCHBÄNDER LAUTEN: „Gott, dem erhabensten und höchsten Herrn, ließ dieses Heiligtum zum Andenken an den hl. Erzengel Michael Wilhelm V., Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Ober- und Niederbayern, als Schutzherr und Stifter weihen“
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
21

Erzengel St. Michael

Erzengel Michael, der im Kampf um den wahren Glauben alles Böse dieser Welt mit der Lanze tötet von Hubert Gerhard (1588) Hubert Gerhard (um 1540/1550 in ’s-Hertogenbosch - 1620) war Schüler des Giovanni da Bologna in Florenz. Der Wittelsbacherbrunnen im Brunnenhof der Residenz personifiziert die vier bayerischen Hauptflüsse Donau, Isar, Inn und Lech , die sich um die Standfigur von Otto I. reihen. Das Standbild könnte aber auch den früheren bajuwarischen Herzog Theodo darstellen. Die vier Wassergestalten stehen als antike Gottheiten und Allegorien für die vier Elemente Erde (Demeter oder Ceres), Feuer (Hephaistos oder Vulkanus), Wasser (Poseidon oder Neptun) und Luft (Hera oder Juno) und waren ursprünglich für den südlichen Residenzgarten geschaffen worden. Die Bronzefiguren wurden schon 1611/14 in der Werkstatt von Hubert Gerhard gefertigt und stammen teilweise vom Georgsbrunnen am Rindermarkt. Die gesamte Ausschmückung der Anlage wurde von dem Bildhauer Hans Krump(p)er entworfen und war erst nach 1623 abgeschlossen.
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
22
ANNO 1705
Denkmal von Carl Ebbinghaus für den legendäre Schmied von Kochel (eventuell Balthasar Riesenberger, Schmied vom Bach) gegenüber der alten Pfarrkirche St. Margaret an der Hangkante der Isarterasse am Lindwurmberg im Stadtteil Sendling. Die Kirche wurde von 1711 bis 1713 nach Plänen von Wolfgang Zwerger errichtet. Die wahrscheinlich gotische Vorgängerkirche wurde bei der Sendlinger Mordweihnacht 1705 so stark zerstört wurde, dass ein Neubau erfolgen musste. In das linke Apsisfenster wurde ein Glasgemälde aus dem Vorgängerbau eingesetzt. Es ist signiert und datiert mit „Lienhart Ötl 1493“.

Sendlinger Mordweihnacht

Frauenkirche
Votivtafel in Weihenlinden (Bruckmühl)
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
23
Der Tod des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg Karl II. führte zum Spanischen Erbfolgekrieg. Leopold I. wurde Nachfolger. Sein Sohn und Nachfolger Joseph I. ließ 1705 das bayerische Oberland und die  München besetzen. Er ließ die Steuern drastisch erhöhen und quartierte Truppen ein. Bei der angeordneten Rekrutierung und dem Eintreiben von Versorgungsleistungen  gingen die kaiserlichen Soldaten äußerst brutal vor, worunter vor allem die Landbevölkerung zu leiden hatte. Als Konsequenz kam es zu ersten Aufständen und Gewalttätigkeiten, die bereits die Losung für die Revolten prägten: „Liaba bairisch steam [sterben], als kaiserlich verdeam [verderben]“.   Nach ersten Niederlagen versuchten die kaiserlichen Besatzer in Waffenstillstandsverhandlungen mit den Aufständischen zu treten, die eine Delegation unter Freiherr Franz Bernhard von Prielmayr nach München entsandten. Die in Anzing bei München abgehaltenen Verhandlungen ergaben einen zehntägigen Waffenstillstand. Diese Zeit nutzten die Aufständischen zur Ausarbeitung eines Plans, wie die kaiserliche Besatzungsmacht aus München vertrieben werden könnte. Die kaiserlichen Soldaten sollten im Norden Bayerns durch Aufstände gebunden werden., während die Aufständischen im Südosten in einem Sternmarsch auf München marschieren wollten. Zugleich so llte die ehemalige Münchener Bürgerwehr die Revolutionäre innerhalb der Stadtmauer unterstützen.   Am 19. Dezember 1705 rief Matthias Ägidius Fuchs (kurbayerischer Kriegskommissär unter Maximilian II. Emanuel) im Tölzer Patent alle Oberländer dazu auf, sich zu bewaffnen und sich bis zum 22. Dezember im Kloster Schäftlarn zu versammeln. In diesem Tölzer Patent wurde behauptet, dass die kurfürstlichen Prinzen, die noch in München lebten, nach Österreich entführt werden sollten, was Fuchs durch ein gefälschtes Schreiben zu belegen versuchte. Zudem behauptete er, der Kurfürst Max Emanuel würde den Aufstand mittragen und so bald wie möglich zu den Aufständischen stoßen. Das Tölzer Patent diente vor allem dazu, patriotische Gefühle anzusprechen und eventuelle Legitimitätsbedenken auszuräumen. Wo dieser Appell an die Heimatliebe und Untertanentreue zur Mobilisierung des Volkes nicht ausreichte, half man mit Druck und Zwang nach. So drohte Johann Christoph Kyrein, Bürgermeister von Tölz, seinen Bürgern mit dem Entzug der Bürgerrechte, sollten sie sich dem Aufstand verweigern; im gesamten Land wurden Bauern vor die schwere Wahl gestellt, entweder ihre Söhne und Knechte mit den aufständischen Truppen ziehen oder ihre Höfe in Schutt und Asche legen zu lassen.  Am 21. Dezember 1705 fanden sich insgesamt 2769 Mann Fußvolk und etwa 300 Reiter mit völlig unzureichender Ausrüstung und Bewaffnung im Kloster Schäftlarn ein. Doch nun kam es zu ernsten Problemen: Der Verbindungsmann zwischen Ober- und Unterland, der Anzinger Postmeister Franz Kaspar Hierner, erschien nicht zum vereinbarten Treffen in München, die Verbindung zum Unterland war damit abgebrochen. Hinzu kam noch, dass einige Städte und Gemeinden, die bereits Unterstützung der Aufstände zugesichert hatten, diese aus Angst vor Repressalien widerriefen.   Am Heiligen Abend gegen Mittag begannen die Aufständischen ihren Marsch auf München. In Solln erhielten sie die nächste schlechte Nachricht: Die Münchener Verbündeten würden die geplanten Aktionen nicht mehr wie besprochen durchführen können. Die kaiserlichen Besatzer hatten die Truppen verstärkt und Soldaten patrouillierten in der Stadt. Rückzugswünsche wurden mit Gewalt unterdrückt, die Aufständischen sollten weiter auf München zumarschieren. Gegen Mitternacht erreichte der Tross der Oberländer Sendling, wo das Kommando im örtlichen Wirtshaus Stellung bezog, während das gemeine Volk in eisiger Winternacht im Freien kampierte. Die Unterländer standen währenddessen mit etwa 16.000 Mann bei Zorneding in der Nähe von Ebersberg, wo sie von kaiserlichen Truppen am Weitermarsch gehindert wurden. Die kaiserlichen Besatzer waren, angeblich durch Verrat des Starnberger Pflegers Johann Joseph Öttlinger, inzwischen längst über die geplante Aktion der Aufständischen im Bilde.  Die Münchener Verbündeten sollten die Stadttore um 1 Uhr früh des 25. Dezembers öffnen, was aber nicht geschah. Dennoch konnte zunächst unter der Führung von Johann Georg Aberle der Rote Turm  fast kampflos erobert werden; die Besatzer zogen sich auf das dahinterliegende, stärker befestigte und leichter zu verteidigende Isartor zurück, an dem die Aufständischen dann auch scheiterten.  Einige Aufständische konnten sich nach Sendling durchschlagen, wo sie sich erneut verschanzten. Kurz darauf nahmen auch hier die kaiserlichen Truppen Aufstellung. Die aufständischen Oberländer ergaben sich und legten ihre Waffen nieder. Die kaiserlichen Offiziere gewährten nur scheinbar Pardon und ließen die entwaffneten Aufständischen an Ort und Stelle niedermetzeln.  Einige letzte Überlebende flüchteten auf den Friedhof der alten Pfarrkirche in Sendling in der Hoffnung, die kaiserlichen Truppen würden zumindest am Weihnachtstag den geweihten Bezirk achten und sie dort nicht töten. Doch auch hier kannten die Besatzer kein Pardon und töteten jeden; auch die Kirche wurde mehr oder weniger vollständig zerstört und Sendling geplündert. Als einer der letzten Verteidiger soll der sagenhafte „Schmied von Kochel“ gefallen sein. Nur wenigen Aufständischen gelang die Flucht.  Entgegen landläufiger Auffassung wurde das Blutbad bei Sendling nicht von österreichischen Soldaten selbst angerichtet, sondern von einem würzburgischen Infanterieregiment aus dem Kontingent des fränkischen Reichskreises der unter kaiserlichem Befehl stehenden Reichsarmee. Auch ungarische Husaren waren beteiligt. Sie machten ohne Pardon insbesondere Flüchtende nieder.  Quelle: Wikipedia (gekürzt)
Liaba bairisch steam, als kaiserlich verdeam
Fresko an der nörlichen Außenseite (Ausschnitt) von Wilhelm Lindenschmit dem Älteren
Die Rädelsführer des Aufstandes, denen die Flucht gelungen war, wurden binnen Tagen aufgespürt. Bereits am 29. Januar 1706 wurden sie auf dem Münchner Schrannenplatz enthauptet und gevierteilt.
Oberländer
Kaiserliche Truppe
Kaiserliche Truppe
Südlicher Friedhof
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
24
Erstürming der Isarbrücke und des Roten Tores ( Lithographie von Peter Ellmer, kolloriert)
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
25
Plan von Matthias Seutter mit den alten Befestigungsanlagen
ANNO 1740 ANNO 2013
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
26
ANNO 2013
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
ANNO1835
OKTOBERFEST
Huldigung der Landbevölkerung vor dem Königszelt anläßlich der 25jährigen Jubelehe von König Ludwig I. und der Königin Therese
Lithographie von Gustav Kraus
ANNO2010 ANNO2020
Die Absage der Wiesn 2020 ist nicht die erste wegen einer Epidemie! Auch Kriege verhinderten mehrmals die Wiesn! Bereits 1813 fiel wegen der Napoleonischen Kriege und 1866 wegen des Preußisch-Österreichischen Krieges die Wiesn aus. Auch während des I. und II. Weltkriegs war niemandem zum Feiern zumute. 1854 suchte die Cholera München besonders verheerend heim und forderte 3.000 Todesopfer unter ihnen auch Therese von Sachsen-Hildburghausen, die Ehefrau des 1848 abgedankten Königs Ludwig I. Nach ihr ist die Theresienwiese benannt. Die 1854 abgehaltene "Erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung" mit Besuchern aus aller Welt sorgte für eine explosionsartige Ausbreitung der Erreger. Auch 1873 fiel das Fest wegen Cholera aus. 1923 und 1924 gab es kein Oktoberfest aufgrund der Inflation. 1946 bis 1948 fand das Oktoberfest als "kleines Herbstfest" statt – seitdem gab es aber keine Unterbrechung mehr. Was wird 2021 sein?
ABSAGE wegen CORONA
27

OKTOBERFEST 1835

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
28
Zum Gedenken an den "siegreichen" deutsch-französischen Krieg von 1870/71 leistete sich die aufmüpfige Künstlergruppe, der sich Musiker und Offiziere anschlossen, einen pompösen, patriotischen " Festzug Kaiser Karls V. ": Künstler wie August Kaulbach entwarfen Kostüme und Kulissen. Hunderte Menschen in Renaissance- Gewändern zogen mit Falken und Windspielen ins Odeon ein. Präsident der Faschingsgesellschaft "Allotria" war von 1879 bis zu seinem Tod Franz von Lenbach.

Die "Eskimo-Tragödie“

Am 18. Februar 1881 erlitten in Kil’s Colosseum, dem größten Vergnügungspalast der Stadt, neun kostümierte Studenten an entflammten Fellen einen entsetzlichen Tod. Darüber schreibt Josef Ruederer in seinem München Buch von 1907: „Gleich der Tag, wo dieses Buch seinen Anfang nimmt, der 18. Februar, ruft eine der stärksten Erinnerungen wach. Da fand vor einem Vierteljahrhundert eine Maskenkneipe statt, die an Aufwand künstlerischer Kraft sowie an Eigenart der Ideen alles in Schatten Stellte, was man bis dahin auf diesem Gebiete gesehen hatte. Ein Riesenschiff auf der Kneipreise um die Welt, das war der Grundgedanke. Rechts und links vom Verdeck und von den Segeln die Erdteile, die es berührte. Alle waren vertreten, die Chinesen mit einem verschnörkelten Turm, der wilde Westen Amerikas mit einem festgefügten Blockhaus, die Sandwich-Insulaner in einer dämmernden Höhle, die Eskimos in tranbefeuchtetem Zelte, ja, sogar ein Pfahlbauernhaus konnte man sehen. All das belebt von den Inwohnern in streng entsprechender Gewandung. Auf dem Verdeck des Schiffes endlich, wo unaufhörlich die Glocke zum Einsteigen lud, als lachende Passagiere so ziemlich alle Typen der Erde, vom Kaiser und König bis zum Handwerker, Urlauber und Hausknecht. Das strömte hinauf und hinunter, bald nach Asien, bald nach Amerika, bald nach Australien, am liebsten jedoch bliebs in Europa. Dort gabs von allen Kneipen der Weltkugel doch noch immer die besten. In einem weissgetünchten Gewölbe hielten fromme Klosterbrüder selbstgebrautes Bier feil, echten Bliemchen [Als Bliemchen wurde ein sächsicher Spießbürger bezeichnet] und Schnaps gab es in der sächsischen Kaffeebude, und in einem oberbayrischen Wirtshaus konnte man auf einer langen Bahn regelrecht Kegel schieben. In besonders verschwiegenen Ecken jedoch wurden einige jener Kuriositäten gezeigt, die damals übermütige Künstlerlaune noch erzeugen durfte, ohne am andern Tag der Sittenkommission zu verfallen. So bot Madame Lutetia dem ruhelosen Wanderer gegen prompte Bezahlung ein mehr wie gastliches Heim, der Henker der spanischen Inquisition zwickte auf der Folterbank den Delinquenten unter Beistand der lieben Geistlichkeit ein Markstück nach dem andern heraus, und ein Riesenfernrohr auf dem Verdeck des Schiffes zeigte gegen fünfzig Pfennige Entgelt die fratzenhaftesten Perspektiven. Dazu fiedelten wandernde Zigeuner und bliesen böhmische Musikanten greuliche Weisen. Da plötzlich, so um Mitternacht, als der Trubel am höchsten war, stürzte etwas durch den Saal. Was nicht hergehörte, was Prasselndes, Brennendes. Unheimlich wars und doch nur ein Augenblick. So schnell, dass es kaum auffiel. Was gabs denn? Neun Eskimos als wandernde Feuersäulen. Die stiessen in heller Verzweiflung gegen diese Welt von Leinwand und Holzgerüsten. Nichts brannte an, doch sie selber verkohlten unter furchtbarem Wehgeschrei draussen in der Vorhalle oder auf dem Weg zum Spital. Einige von dem Todesschiff sahen den Jammer und flohen davon, geschüttelt von Grauen; die meisten sahen ihn nicht. Sie kneipten fort bis zum frühen Morgen. Als man sie aber am hellen Mittag mit der Schreckensbotschaft aus dem Bette jagte, da wars, als grinste das Totengerippe selber zur Tür herein. Und das uferlose Entsetzen griff weiter über die ganze Stadt. Auf Jahre lähmte es alle Unternehmungslust, alle Begisterung, ja, es verschob mit der Zeit die ganze Linie des Münchner Karnevals. Denn wer nicht dabei gewesen war, schimpfte über die leichtfertigen Leute, und so mancher wollte in der Katastrophe den Finger Gottes erblicken, die gerechte Strafe für frevelhaften Übermut. Den Künstlern wurde bös in die Suppe gespuckt; nur zweimal noch kamen sie mit solchen Kneipen. Die aber erreichten nicht mehr jene schönste und grauenvollste. Und der Münchner schimpfte kräftig weiter. Er ist von Haus aus ein guter Kerl, der, was malt und bildhauert, gern leiden mag. Nur dürfens die Herren nicht gar zu bunt treiben. Die Behaglichkeit muss gewahrt bleiben. Die Kneipe mit allen Zutaten hätte ihm trefflich gefallen, die Spässe hätte er belacht, am stärksten die Zoten das Unglück war ihm zu viel. Kein Pietist, kein Mucker, praktischer Katholik auf allen Gebieten, sieht er, trotzdem er gern in die Kirche geht, streng darauf, dass ihm die Alleinseligmachende mit ihren Vorschriften in keiner Weise lästig falle. Das Dogma kennt er nicht, Fanatismus ist ihm direkt zuwider, und doch, der Witze auf die Religion waren zuviel, und was die Unsittlichkeit betrifft, so hätten die dummen Maler auch etwas mehr Mass halten können: „Muass ma a net alleweil gar a so sei." Das ist sein Wahlspruch; den zitierte er hartnäckig von da an, wenn er auf den Unglücksabend zu sprechen kam. Erst nach und nach zog ein leises Vergessen ein, und so tauchte mit den Jahren ein Faschingsbild auf, das der Münchner und die neue Generation etwas besser verstand. Glitzernde Lichter in scharf geschliffenen Schalen, ausgestreut über einen weiten Saal, schwere Sammtvorhänge in breiten Goldumrahmungen, weisse Putten als lachende Säulenträger, hohe Spiegel von schmalen Stäben in gleichmässige Scheiben geteilt, das ist der Rahmen, Zeus und Venus im hohen Olymp mit dem halbnackten Hofstaat, das ist die Decke, und glattgefegtes Parkett in regelmässiger Dreieckform gefalzt, das ist der Boden. Darauf wirbelts herum in allen Schattierungen, von gelb zu rot, von grün zu blau, es wirbelt in Flittern und Spitzen, in Federn und Bändern. Alles Bewegung, alles Rhythmus, erzeugt von den Klängen eines wiegenden Walzers. Hingebend wird er getanzt, die kleinen Logen entlang bis zum Hintergrund des Saales. Dort sendet eine Riesenmuschel leuchtende Sonnenstrahlen zur Höhe, und in ihr thront, als ob es zur Fuchsjagd reiten wollte, das grosse Orchester in scharlachfarbenem Frack, heller Weste und schwarzer Krawatte. Jetzt eben hört es zu spielen auf. Die Fiedelbogen, die hoch und nieder gingen in gleichmässigem Tempo, rasten wieder ein paar Minuten, die Bassgeigen werden an die Wand gestellt wie hilflose Gliederpuppen, die Blasinstrumente werden nach unten gehalten. Drinnen im Saale aber brichts los, schmetternd und jubelnd. Die Dominos schwingen die Fächer, die Tänzer streichen die Glatzen ab oder fahren mit dem Taschentuch über das heisse Gesicht. Und in den Logen krachts mit froher Verheissung von den Pfropfen der Sektflaschen. Aber schon rufts zum nächsten Tanz, zur Franqaise. Und da stürzt es wieder aus allen Ecken mit jener Hast, die fürchtet, zu spät zu kommen. Man hebt kreischende Weiber über die Brüstung der Logen, man pufft nach allen Seiten, man drängt und schiebt ohne Rücksicht, ohne Pardon. Mit Not und Mühe stellen Tanzordner die einzelnen Schlachtreihen auf. Tönen aber die ersten Klänge, dann löst sichs in Vor-und Zurücktreten, in Komplimente und Kusshände, in Balancieren und Drehen. Immer lauter tönt der Jubel, immer kecker fliegen die Röcke - da, bei der vorletzten Tour hebt sich im rasenden Ringeireih das wiehernde Lachen zum bachantischen Gebrüll. Als ob der Hörselberg losbräche mit Faunen und Nymphen. Alle die hochgehobenen Weiber mit fuchtelnden Armen und strampelnden Beinen erscheinen in diesem Augenblick wie ein ungeheures Ganzes, ein Riesenpolyp, der mit den Männern erst Fangball spielt, ehe er sie gänzlich verschlingt. Das ist der Höhepunkt, die eigentliche Sensation des Karnevalfestes. Bal paré hat es der Münchener getauft, und das Theater, in dem ers alle Wochen feiert, das Deutsche. Ist die letzte Française getanzt, der Kehraus gespielt, dann verschwindet man langsam. Der eine ins Bett, wenn dies nützliche Möbel noch nicht ins Leihhaus gewandert ist, der andere zu Weisswurst und Bockbier, der dritte ins Café Luitpold . Viele schleichen in Frack und Lackschuhen durch Matsch und Schnee direkt wieder zum Ladentisch, um Rosinen oder Heringe zu verkaufen, andere sinnen auf neue Vergnügungen und gehen die paar Schritte weiter zum Prachtbau des Münchner Justizpalastes. Dort ists jetzt gerade sehr interessant. Ein Ehepaar sitzt vor den Geschworenen. Schelhaas heisst es, und er will ein Kunstmaler sein. Was sich halt in München so Kunstmaler nennt. Jeder Mensch, der von auswärts hierherzieht, tausend Mark Rente versteuert und draussen in den Anlagen von Gern oder Pasing eines der Grillenhäuschen kauft, kann sich Kunstmaler nennen. Hat die Villa zufällig noch ein Fenster mit Nordlicht, erst recht.“ 1882 arrangierte Gabriel von Seidl einen Faschingszug, wie ihn München noch nicht erlebt hatte. Die ganze Weltgeschichte bewegte sich durch die Straßen. Vom Hofstaat des ägyptischen Pharao samt Sphinx bis zur Gegenwart in Gestalt einer geschmückten Lokomotive, eines Telegrafen, einer Litfaßsäule, eines Velocipeds und eines Krupp’schen Kanonenrohrs. Sogar die Zukunft marscnt trug das Modell des Künstlerhauses, das erst 1900 fertig werden sollte.
ANNO1881
FASCHING
Kostümfest unter dem Motto "Festzug Kaiser Karl V." Ausgerichtet von der Münchner Künstler-vereinigung "Allotria" im Jahr 1876 zur Eröffnung der "Allgemeinen deutschen Kunst- und Kunstindustrie- Ausstellung“ . Ein Fest und eine Ausstellung zur Popularisierung der "Deutschen Renaissance". Als führender Impresario und Gestalter firmierte Lorenz Gedon. Er entwarf Prunkschlitten für Ludwig II., die Innenausstattung der Villa Wahnfried für Richard Wagner, Schlösser, Bürgerhäuser, Raddampfer und Ausstellungsgroßereignisse. Der Einsatz modernster Technologien für diesen Dekorationskult wurde damals keineswegs als Widerspruch empfunden.

FASCHING 19. Jahrh.

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
29
1888
Wagen der Lohgerber vor dem Ludwigsdenkmal auf dem Odeonsplatz

1888 Centenarfeier für Ludwig I.

MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
STADTPLAN
ANNO 1922
Der Altstadtring wurde bereits seit den 1940er Jahren geplant. 1966 wehrten sich viele Bürger gegen das Vorhaben, den Altstadtring unter dem Prinz-Carl- Palais in einen Tunnel zu verlegen. Der Bau des Tunnels ließ sich zwar trotz Proteste nicht verhindern, aber OB Hans-Jochen Vogel griff die Idee des Bauforums auf. Daraus entstand 1972 das noch heute bestehende „Münchner Forum“. Im Olympiajahr 1972 wurde der Altstadtring fertiggestellt.
OHNE ALTSTADTRING
BEVÖLKERUNGSEXPLOSION
19. JAHRHUNDERT
Im 19. Jahrhundert hat sich die Einwohnerzahl Münchens von ca. 40 Tsd. auf knapp 500 Tsd. mehr als verzwölfacht. Auch im Vergleich mit anderen Städten ein gewaltiger Anstieg. In Augsburg mit nur ca. 8000 Einwohner um 1801 weniger als München, betrug der Anstieg nur das 2,8 fache, in Hamburg das 5,4fache, in Berlin war die Zunahme annähernd gleich hoch wie in München, nämlich das 11fache.
2020
ca. 1.561.000
ca. 1.840.000
ca. 3.670.000
Auch seit 1950 ist der starke Anstieg der Bevölkerung von München im Vergleich mit Hamburg und Berlin augenfällig!
30

19. JAHRHUNDERT

Bevölkerungsexplosion
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
31
ANNO 1918
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
32

2. WELTKRIEG

ALTER PETER

ANNO 1940-45
MÜNCHEN
SEITEN ÜBER MÜNCHEN VON THEODOR FREY
1972 OLYMPIADE
33

20. JAHRHUNDERT

Olympiade

1 / 1
100%