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Münchner Altstadtmodell
Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Bayern * 1845 auf Schloss Nymphenburg † 1886 im Würmsee (heute Starnberger See) 1864 bis 1886 König von Bayern.
„Das Volk soll nur seinem katholischen Glauben treu bleiben mit den wohltuenden Vertröstungen auf ein Jenseits, seinen Wundern und Sakramenten. Den Gebildeten aber können, wie Du so richtig sagtest, diese veralteten Anschauungen unmöglich genügen .. .“ König Ludwig II. 1877 an Kronprinz Rudolf von Österreich. „Teuer ist mir immer die heilige Osterzeit. Erinnerungen an die Kindheit, Anbetung, Dank im Staube dem Erlöser. ‚Nehmet hin und esset, denn das ist mein Leib.’ O Geheimnis der göttlichen Liebe! Rein sei mein Leben und zu Gottes Ehre.“ (1867) „Nahen der immer ergreifenden Karwoche. O Herr, rüste mich mit Überwindungskraft, stärke den Glauben in Deinem sündigen, unwürdigen Knechte, verleihe mir die Gnade, auf dass ich mit reinem Herzen und Mit Zerknirschung Deinen heiligen Leib, o mein Erlöser empfange: Dein im Leben, Dein bis zum letzten Atemzuge, Sieg und Triumph einzig durch Dich, Jesus Christus, Amen.“ (1869) Aus den Tagesbüchern Ludwig II. „Von allen Frauen, welche leben, bist du mir die teuerste, . . . der Gott meines Lebens aber ist, wie du weißt, Richard Wagner.“ An seine Verlobte Sophie Charlotte in Bayern „Gleich dem Lande bin ich stolz, Sie den Unsrigen nennen zu können, und hege die frohe Zuversicht, dass Sie, wie bisher, als Zierde der Wissenschaft und in erprobter Anhänglichkeit des Thrones noch lange Ihr ruhmreiches Wirken zum Besten der Kirche und des Staates betätigen werden. Kaum habe ich nötig, hervorzuheben, wie hoch mich Ihre so entschiedene Entscheidung in der Unfehlbarkeitsfrage erfreut.“ Ludwig II. an Ignaz Döllinger „O diese elenden Pfaffen, die so sehr ihren heiligen Beruf missbrauchen, die stets bestrebt sind, das Volk im Aberglauben und in der Finsternis zu erhalten, statt dem Lichte richtiger Erkenntnis zuzuführen.“ Ludwig II. gegenüber einem Schweizer Freund
Friedrich Martin von Bodenstedt Freundschaft Wenn Jemand schlecht von deinem Freund spricht, Und scheint er noch so ehrlich: glaub' ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht: Mißtrau' der Welt und gieb dem Freunde Recht! Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, Ist werth, daß ihm der Himmel Freunde giebt. Ein Freundesherz ist ein so selt'ner Schatz, Die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz; Ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft, Das nur bei festem Glauben Wunder schafft - Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz, Einmal zerbrochen wird's nie wieder ganz. Drum: wird ein solches Kleinod dir beschert, O trübe seinen Glanz nicht, halt es werth! Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält, Dem dieses Kleinod selbst erst Werth verleiht, Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich, Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich; Und wer den höchsten Königsthron gewann Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann. Entstehungsjahr: 1834-1867 Erscheinungsjahr: 1867 Aus: Alte und neue Gedichte / Sinngedichte und Sprüche
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Aus den Lebenserinnerungen von Helene Raff "Blätter vom Lebensbaum" (1937) S. 113 ff. "Der alte Regierungspräsident von Pfeufer tadelte gelegentlich, daß in der Erziehung beider Prinzen, Ludwigs und seines Bruders Otto, die Anleitung zur Geld-Wirtschaft ganz ausgeschaltet worden sei. In förmlicher Dürftigkeit seinen beide aufgewachsen, hätten nie gelernt, Taschengeld einzuteilen und zu verrechnen, was gerade dem phantastischen Ludwig sehr genützt hätte. Wer nicht Herr über einige Mark gewesen, der müßte sich natürlich , wenn er plötzlich über vier Millionen jährliche Zivilliste verfügen könnte, im Besitze unerschöpflicher Reichtümer glauben." "Von Schloß Berg, wohin trotz des unaufhörlichen Regens die Umwohner und Sommerfrischler gefahren waren, um ihren König noch einmal zu sehen und Weihwasser auf ihn zu sprengen, ward die Leiche im Morgengrauen des 15. Juni nach München überführt. Durch ein Versehen war, als der düstere Kondukt auf der Höhe von Sendling eintraf, das militärische Ehrengeleite, das ihn dort abholen sollte, nicht gleich zur Stelle. Statt seiner geleitete eine große dunkle Menschenmenge, entblößten Hauptes und Gebete murmelnd, den Sarg zur Stadt hinab, den Soldaten entgegen. . . . Die Leiche des Königs ward nach stattgehabter Obduktion und Gehirnuntersuchung in der Tracht des Großmeisters vom Hubertusorden gekleidet, so wie sein im Rathaus befindliches Jugendbildnis von Lenbach ihn darstellt. . . . Auf der Brust war der Jasminstrauß, den Kaiserin Elisabeth von Österreich aus Feldafing gebracht hatte, befestigt. . . . Auf hohem Katafalk lag der König nun aufgebahrt in der kleinen Kapelle. Sämtliche Tore der Residenz waren geschlossen, nur das Löwentor und Apothekertor wurden alle 15 Minuten abwechseln geöffnet, um den draußen Harrenden den Anblick des Toten zu gönnen. . . .Ich habe, mitten unter der geduldig wartenden Menge im Regenguß stehend, einen mich besonders ergreifenden Ausspruch aus dem Munde einer alten Bauersfrau gehört. Sie stand unweit von mir, weinte öfters leise in sich hinein, was einen der zugereisten Fremden, einen feingekleideten Herrn, zu folgender Anrede bewog: 'Aber liebe Frau, Sie können doch unmöglich so großen Kummer um den König haben. Gewiß haben Sie ihn nie gesehen, also gar nicht gekannt und nicht wirklich gern gehabt.' Die Frau: 'So, moana S'? Unsern Herrgott sieht ma aa nie und hat ean doch so gern.' " "Der König war, so schön die Züge auch im Tode noch erschienen, der furchtbarste Tode, den ich bis dahin gesehen, weil der erste, dessen Antlitz von Frieden nichts wußte. Eine Bitterkeit, die es fast ins Böse verzerrte, sprach daraus; wie in Frage und Anklage war es emporgewandt. - Inmitten des nur von Flüstern unterbrochenen Schweigens, der dumpfen, nach Wachs und Blumen riechenden Luft ward mir eng und beklommen ums Herz. Ich konnte erst wieder atmen, als ich draußen war." " . . . das Zeremoniell einer Königsbestattung [hatte] Fesselndes genug. Das gesattelte Trauerpferd, die Pagen in Blau und Silber, welche Kerzen trugen und die Zipfel des Bahrtuches hielten; die Georgiritter in ihrer reichen Tracht; die Uniformen der Vertreter deutscher und auswärtiger Staaten. Und die unmittelbar vor dem Sarg schreitenden 'Gugelmänner' im schwarzen, kuttenartigen Überwurf, der nur die Augen freiließ und auf der Brustseite die Wappen des Königs nebst gekreuzten Totenbeinen zeigte. Es waren Vertreter der Münchner Laderinnung, und der Brauch mahnte an die Zeit, wo es die Gerechtsame der Innungen gewesen, hervorragende Tode zu Grabe zu tragen. Doch wirkte ihr Erscheinen spukhaft erschütternd." "Als Hauptgrund [seiner Entthronung] galten freilich des Königs Schulden, sie schon erdrückend waren und mit der Zeit ins Uferlose gewachsen sein würden. Ferner der Umstand, daß er seit Jahr und Tag ausschließlich unter Bedienten gelebt, keinen Minister mehr zum Vortrag gelassen hatte. Auch die von ihm erteilten (natürlich nie ausgeführten) grausamen Befehle betreffend die Einkerkerung und Hinrichtung mißliebiger Personen. Schließlich wurden noch unnatürliche Neigungen ihm nachgesagt."
„Das Volk soll nur seinem katholischen Glauben treu bleiben mit den wohltuenden Vertröstungen auf ein Jenseits, seinen Wundern und Sakramenten. Den Gebildeten aber können, wie Du so richtig sagtest, diese veralteten Anschauungen unmöglich genügen . . .“ König Ludwig II. 1877 an Kronprinz Rudolf von Österreich. „Teuer ist mir immer die heilige Osterzeit. Erinnerungen an die Kindheit, Anbetung, Dank im Staube dem Erlöser. ‚Nehmet hin und esset, denn das ist mein Leib.’ O Geheimnis der göttlichen Liebe! Rein sei mein Leben und zu Gottes Ehre.“ (1867) „Nahen der immer ergreifenden Karwoche. O Herr, rüste mich mit Überwindungskraft, stärke den Glauben in Deinem sündigen, unwürdigen Knechte, verleihe mir die Gnade, auf dass ich mit reinem Herzen und Mit Zerknirschung Deinen heiligen Leib, o mein Erlöser empfange: Dein im Leben, Dein bis zum letzten Atemzuge, Sieg und Triumph einzig durch Dich, Jesus Christus, Amen.“ (1869) Aus den Tagesbüchern Ludwig II. „Von allen Frauen, welche leben, bist du mir die teuerste, . . . der Gott meines Lebens aber ist, wie du weißt, Richard Wagner.“ An seine Verlobte Sophie Charlotte in Bayern „Gleich dem Lande bin ich stolz, Sie den Unsrigen nennen zu können, und hege die frohe Zuversicht, dass Sie, wie bisher, als Zierde der Wissenschaft und in erprobter Anhänglichkeit des Thrones noch lange Ihr ruhmreiches Wirken zum Besten der Kirche und des Staates betätigen werden. Kaum habe ich nötig, hervorzuheben, wie hoch mich Ihre so entschiedene Entscheidung in der Unfehlbarkeitsfrage erfreut.“ Ludwig II. an Ignaz Döllinger „O diese elenden Pfaffen, die so sehr ihren heiligen Beruf missbrauchen, die stets bestrebt sind, das Volk im Aberglauben und in der Finsternis zu erhalten, statt dem Lichte richtiger Erkenntnis zuzuführen.“ Ludwig II. gegenüber einem Schweizer Freund
Aus den Lebenserinnerungen von Helene Raff "Blätter vom Lebensbaum" (1937) S. 110 ff. * 1865 in Wiesbaden † 1942 in München Die Katastrophe Ludwigs II. "Die Residenzstadt München war seit geraumer Zeit nur noch selten und für kurze Zeit der Wohnsitz des Königs von Bayern. Fast immer weilte Ludwig II. im Gebirge, auf seinen Schlössern. . . . Und das Volk sehnte sich nach seinem verborgenen König! Ältere Leute, die ihn in der Schönheit seiner jungen Jahre gesehen hatten, beschrieben seine Gestalt, seine Augen, sein Erscheinen bei der Fronleichnamsprozession, bei Georgirittfest. Die ihn nicht sahen, machten sich ein poetisches Gedankenbild von ihm; so ward er bei Lebzeiten eine mythische Figur." "Nicht als ob die Münchener Bevölkerung die Abwendung des Königs nicht auch grollend empfunden, nicht darüber gemurrt hätte! Denn wie vieles entging ihr in wirtschaftlicher Hinsicht durch das Fehlen einer ständigen königlichen Hofhaltung. . Immerhin half der Umstand, daß die Münchner selbst Freiluftmenschen sind, ihnen dazu wenigstens des Königs Vorliebe für die Berge zu verstehen."
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Der Wintergarten als Wandpanoraman der "Deutschen Eiche" in der Reichenbachstrasse
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Die Katastrophe Ludwigs II. "Die Residenzstadt München war seit geraumer Zeit nur noch selten und für kurze Zeit der Wohnsitz des Königs von Bayern. Fast immer weilte Ludwig II. im Gebirge, auf seinen Schlössern. . . . Und das Volk sehnte sich noch seinem verborgenen König! Ältere Leute, die ihn in der Schönheit seiner jungen Jahre gesehen hatten, beschrieben seine Gestalt, seine Augen, sein Erscheinen bei der Fronleichnamsprozession, bei Georgiritterfest. Die ihn nicht sahen, machten sich ein poetisches Gedankenbild von ihm; so ward er bei Lebzeiten eine mythische Figur." "Nicht als ob die Münchener Bevölkerung die Abwendung des Königs nicht auch grollend empfunden, nicht darüber gemurrt hätte! Denn wie vieles entging ihr in wirtschaftlicher Hinsicht durch das Fehlen einer ständigen königlichen Hofhaltung. . . . Immerhin half der Umstand, daß die Münchner selbst Freiluftmenschen sind, ihnen dazu wenigstens des Königs Vorliebe für die Berge zu verstehen."
Aus den Lebenserinnerungen von Helene Raff "Blätter vom Lebensbaum" (1937) S. 124 "Jedenfalls: die tiefe Liebe zum Andenken Ludwigs II. dauerte fort. Die Burschen im Gebirge trugen das Bild des unglücklichen Königs an der Uhrkette, an der Brust. Bei der Unglücksstelle im Park von Berg, die eine Zeitlang der bevorzugte Schauplatz romantischer Selbstmorde war, ist die Gedächtniskapelle errichtet, in der, ebenso wie in der Gruft des Königs in St. Michael, zu jedem Jahrestag Kranzspenden von liebenden Händen niedergelegt werden. Selbsterdachte Totenfeiern von bildhaftem Reiz veranstalten Vereine und einzelne Getreue dem, der ihnen die schönste Verkörperung einer großen Idee bedeutet hatte."
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neoromanische VOTIVKAPELLE ZUM GEDENKEN AN KÖNIG LUDWIG II. 1896 -1900 von Julius Hofmann Freskierung August Spiess
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Der Brief an den Vetter des Königs, Prinz Ludwig Ferdinand, im Wortlaut: "Theuerster Vetter! Vergib die schlechte Schrift, ich schreibe dieß in höchster Eile. Denke was Unerhörtes heute geschehen ist!! - Diese Nacht kam eilends einer vom Stallgebäude herauf u. meldete, es wären mehrere Menschen (darunter horribile dictu) ein Minister u. eine meiner Hofchargen in aller Stille angekommen, befahlen meinen Wagen u. Pferde hier (von der oberen Burg) wegzunehmen hinter meinem Rücken u. wollten mich zwingen nach Linderhof zu fahren, offenbar u. mich dort gefangen zu halten, u. Gott weiß was wohl zu thun, Abdankung zu ertrotzen kurz eine schändliche Verschwörung! Wer kann nur hinter einem solchen Verbrechen stecken, Prz. Luitpold vermuthlich. Durch Gensdarme u. Feuerwehr, die sich tapfer entgegenstemmen ward dieß vorläufig vereitelt. Die Schand-Rebellen wurden arretirt. Behalte dieß Alles bitte vorläufig für Dich. Wie kann aber eine solche Infamität nur möglich sein!! Bitte forsche selbst u. durch Andere Verläßige darauf! Hättest Du so etwas für möglich! gehalten. Schon früher schrieb ich Dir daß ich über absichtlich mit Geld herumgestreute Gerüchte über mich (angebliche Krankheit) an der nicht eine Sylbe wahr ist p) gehört habe. Es ist zu arg. Es muß Licht in diesen Abgrund von Bosheit kommen! In felsenfestem Vertrauen u. inniger Liebe Dein getreuer Vetter Ludwig Hohenschw. 10. Juni 86 Ergänzung mit Bleistift: Dieser Abschaum von Bosheit mich nächtlich überfallen u. gefangen nehmen zu wollen!!!"
Grabmal von Bernhard von Gudden auf dem Münchner Ostfriedhof
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Aus den Lebenserinnerungen von Helene Raff "Blätter vom Lebensbaum" (1937) S. 111 ff. "Seltsames ward freilich vom König, wenn er da war, geredet und geraunt. Von nächtlichen Kahnfahrten auf dem künstlichen See, den er im Wintergarten der Residenz hatte anlegen lassen. Von der beklemmenden Magie der Separatvorstellungen im Hoftheater, bei denen der ganze Riesenapparat einer großen Oper oder Tragödie für den einen Mann in der Königsloge aufgeboten ward." 'Aber der eine hört jede Betonung, sieht jedes Mienenspiel' - behaupteten die darstellenden Künstler und schwärmten für ihn." "Neben seiner Schillerverehrung bevorzugte Ludwig II. auch mittelmäßige dramatische Werke, wenn sie irgendeinen Gegenstand behandelten, der seine Phantasie beschäftigte. Ebenso wahllos verfuhr er hinsichtlich seines Lesestoffes. Waschkörbe voll Bücher - so verlautete - wanderten aus der Hof- und Staatsbibliothek in die Schlösser, um des Königs einsame Tage zu kürzen. Er las viel über Louis XIV. und Marie Antoinette. . . . In seiner letzten Lebenszeit verschlang er auch Bücher über Karl I. von England."