KARL GEORG RUBNER
Seit Jahren beheize ich mein Haus mit Brennholz. Es ist der nachwachsende Brennstoff. Das Holz
vom Waldbauern ist für die Sägerei ungeeignet, es ist gesprungen, zersplittert, manchmal von der
Braunfäule befallen. Die Stammteile sind oft verdreht, voller Äste und für die handwerkliche
Verarbeitung ungeeignet. Aber gerade an solchen Holzteilen zeigt sich auf ganz besondere Weise die
innere Struktur und Charakteristik des Holzes auf, mit dem dynamischen Formenwechsel bei den
verschiedenen Holzarten. Da sind mit wenig Fantasie bereits Formen zu finden, die in ihrer Art ganz
besonders auffallen. Natürlich ist auch die Qual zu ersehen, die dem Holz zugefügt wurde, die
Spuren oft schwieriger Wachstumsbedingungen, auch von Holzschädlingen werden sichtbar und bilden
oft ihren eigenen Reiz aus. Immer ist es ein Kräftespiel, das sich im Holz auch in seinen
Jahresringen dokumentiert. Immer sind dabei Formen voll Bewegung und ästhetischem
Strukturverlauf, der oft auch menschliche Züge aufweist, anzutreffen.
Ob das heutige Spielzeug von Fischertechnik ebenso emotional befrachtbar ist möchte ich
bezweifeln. Die Prägungen sind jedenfalls andere. Für die Bearbeitung der Holzscheite bei
meiner Arbeit hatteich mir eine Regel auferlegt, nach der am gefundenen Holzstück nichts
Wesentliches verändert werden durfte. Alles musste unverändert bleiben. Ich sehe so das Ganze
auch als Spiel, wenn auch absolut ausdrucksstarke Kleinskulpturen entstanden sind, die auch
verschiedentlich interessierte Besitzer gefunden haben und deren Alltag umgeben. Ein kleines
Stück Sehen und Erkennen in unserer technisierten Welt, in der gerade Kinder wenig Anregung
zur Phantasie haben.
Das
Holz
verkörpert
die
Kraft
des
Wachstums
und
des
organisch
sich
Entwickelnden.
Im
Wuchs
des
Holzes
spiegeln
sich
die
einwirkenden
Kräfte
des
Standortes,
des
Windes,
des
Wassers
und
der Erde. Im Holz steckt Geist, Leben und dynamische Kraft.
Ich kam ganz zwangsläufig auf die Idee, diese Charakteristika durch Farbfassung
herauszuarbeiten um Sichtbares und Unsichtbares, Verborgenes, Magisches sichtbar zu
machen oder spielerisch zu übersetzen in Gebilde mit neuer Aussage. Schnell gerät man dann
in das Reich der Märchen und der Phantasie, mit den dort anzutreffenden Schutzgeistern,
Dämonen oder einfach Schutzgeistern, Symbolen und Metaphern des Unerklärlichen, fernab
von logisch- rational Erklärtem und erhält so den Ausgangspunkt einer Gestaltung, die in den
unbewussten
Bereich des Erlebens reicht.
Mein Vater hatte mir in den Kriegsjahren aus Mangel an echtem Spielzeug ein kleines Dorf aus
bemalten Holzscheitern gemacht, das fest in der Erinnerung haften blieb und ein inniges Spielzeug
war. Es war eine Zeit lang verschollen und als ich es wiederfand war meine ganze Kindheit wieder
gegenwärtig.
Transzendentes Blau